Volltext: Schreib das auf, Kisch!

der Vater zwar losgelassen, zwei von ihnen aber vergewaltigt 
wurden. Die dritte sprang aus dem Fenster und floh auf den 
halbgefrorenen San, wo sie die ganze Nacht stand und hörte, 
wie die Kosaken sie suchten. 
Ein andermal drohten sie einer Mutter, ihrem Säugling den 
Kopf zu spalten, wenn sie das Versteck ihrer dreizehnjährigen 
Tochter nicht verrate; das dreizehnjährige Mädchen sitzt wei¬ 
nend im Wagen, es ist an Gonorrhoe erkrankt. Eine Frau hat 
den Kopf verbunden, sie ist von zwei Säbelhieben verwundet 
worden, damit sie angebe, wo ihre Töchter seien. Auf die Bitte 
um Schutz erwiderte der Kommandant, ein russischer Graf (wie 
denn überhaupt die meisten Offiziere dieser Kosakenabteilung 
Aristokraten waren), man möge eine Deputation von jungen 
Mädchen schicken, dann werde er sehen, was er tun könne. 
Bis zum Herannahen der Österreicher hatte sich ein Teil der 
Juden in dem Kessel einer Fabrik versteckt gehalten und dort 
gehungert. Nachdem die Österreicher jetzt den Ort wieder 
räumen mußten, flüchteten die Familien, gänzlich vernichtet 
und verarmt. 
Donnerstag, den 11. Februar 1915. 
Längs des zugefrorenen Flüßchens Ternovec bis nach Tak- 
szany, und dann entlang der Gziroka südwestlich bis Szinna, wo 
wir nach vierstündigem Marsch um halb eins anlangten. Der 
Kanonendonner kommt aus nächster Nähe, die Russen befinden 
sich im Raume Lupkow-Mezölaborz. Szinna ist zerstört und 
geplündert, die Bewohner umlagern die Fahrküchen, um Abfälle 
oder gar etwas Suppe zu erbetteln, auch ist der Ort voll von 
Maroden, die abgefrorene Gliedmaßen haben. Sie erzählen uns, 
wie sich hier der Krieg abspielt, die Schwarmlinien liegen etwa 
zweitausend Meter voneinander entfernt, es gibt keine eigent¬ 
lichen Nahkämpfe, aber ärger als die Schußwunden schmerzen 
die erfrorenen Zehen und Finger. 
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