130 Flaschen und ein Viertelhektoliterfaß Bier so weit aus¬
tranken, bis wir unter dem Tisch liegen blieben. Erst morgens
leerten wir den Rest und kamen noch zum Abmarsch zurecht.
Über Szigmondfalva gingen wir elf Kilometer und langten mit¬
tags in Lazarföld ein. Das ist eine deutsche Gemeinde von zwei¬
tausend Seelen im Beczkereker Stuhlbezirk des Komitats Toron-
tal, aus der Zeit nach dem Frieden von Passarowitz (1718)
stammend, als das verwüstete und unbevölkerte Gebiet an Kolo¬
nisten verschenkt wurde. Franzosen waren unter den Einwan¬
derern, hauptsächlich wohl Lothringer, und in der Nähe un¬
seres Kantonierungsortes heißen die Dörfer „Solteur“, „Saint-
Hubert“ und „Charleville“. Auch Familiennamen sind vielfach
französisch. Unser Wirt zum Beispiel heißt Lafleur, er ist der
Notär der Gemeinde, und wir sind im Sitzungssaal des Rathauses
einquartiert.
Der aus Beczkerek ankommende Postunteroffizier brachte uns
die Nachricht, daß die große Kriegsbrücke über die Theiß, auf
der wir vorgestern gekommen waren, vom Eisgang zertrümmert
worden ist.
Freitag, den 5. Februar 1915.
Vorbereitungen zur Abreise auf den nördlichen Kriegsschau¬
platz. Trüb die Stimmung, man zieht, auch wenn's hier noch
so arg war, nicht gerne in ein unbekanntes Land, um Krieg zu
führen. Um neun Uhr sechzehn wurden wir einwaggoniert,
nordostwärts, quer über die Landkarte Europas, geht die Fahrt
und bedeutet für uns das Ende des serbischen Feldzugs.
Samstag, den 6. Februar 1915.
Je vierzig Mann sind wir in einem Lastwaggon eingepfercht,
die Offiziersdiener haben einen Personenwagen, es ist uns ver¬
boten, in den Stationen den Bahnsteig zu betreten, damit man
nicht an den Aufschlägen erkenne, welches Regiment da zur
Verstärkung nach Norden fährt. Die Offiziere aber setzen sich
18 Kisch, „Schreib das auf
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