Volltext: Schreib das auf, Kisch!

öffnete, machten die beiden Hunde Miene, ihn anzufallen, so 
daß er retirieren mußte. Trotz des Gekläffes kam keiner der 
Hausbewohner, und wir trafen einander im Schweinekober. 
Freitag, den 29. Januar 1915. 
Abends kam ich mit slawonischen Bauern ins Gespräch, die 
vor ihrem Hause saßen. Ihre Klagen gleichen denen der Deut¬ 
schen: daß in diesem serbisch-deutschen Bezirk die Kinder 
weder Gelegenheit haben, Deutsch zu lernen noch Serbisch, 
sondern bloß Magyarisch. Zwar unterrichtet der Pope in Cyril- 
lika und serbischer Sprache, doch ist das fakultativ und nicht 
viel wert. Sie fühlen sich unterdrückt, und ihre Zuneigung für 
Serbien ist mehr als verständlich, wenn sie sich auch wegen der 
Massenhinrichtungen nicht mehr hervorwagt. Die deutschen 
Bewohner aber haben nicht einmal für die deutschen Truppen 
Sympathie, weil diese ja die Bundesgenossen ihrer magyarischen 
Unterdrücker sind. Welch Labyrinth! Es wird kaum viel helfen, 
daß der Divisionär heute verfügt hat, jeder Soldat, gleichgültig 
welcher Nationalität, habe den Text des Kaiserliedes in deutscher 
Sprache auswendig zu kennen. 
Montag, den 1. Februar 1915. 
Anzeichen bevorstehender Übersiedlung verdichteten sich am 
Abend zur Gewißheit. Zuerst ein Befehl wegen zurückgelassener, 
alter Montursorten in Ofutak und scharfe Verwarnung an die 
Kommanden, ähnliches im Wiederholungsfälle zu verhüten; die 
vorbeugenden Maßnahmen seien eiligst zu treffen. Zweitens: die 
Pionierabteilung, die für einen Monat zu Übungsarbeiten nach 
Titel kommandiert war, mußte zum Regiment zurückkehren. 
Drittens (und nun war es gewiß): der Diener eines General¬ 
stäblers hat von seinem Herrn den Auftrag zum Packen be¬ 
kommen. Um sieben Uhr abends tutete das Feldtelephon, ein 
Telegramm von „Lenzstaze“ — dies ist das Stichwort der Di¬ 
vision — an die Kommanden: „Abmarsch der Truppen zwischen 
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