Volltext: Schreib das auf, Kisch!

Dienstag, den 26. Januar 1915. 
Heute verstreicht ein Halbjahr seit der Mobilisierung. Wieder 
traf ein Marschbataillon ein, und die Neuen erzählen viel über 
Stimmung und Vorfälle im Hinterland. Ursache der Verlegung 
von Achtundzwanzig: beim Abmarsch des VII./28. Marschbatail¬ 
lons aus Prag wollte einer der zur Absperrung des Perrons kom¬ 
mandierten Dreiundsiebziger die Frau eines Reservisten nicht 
auf den Bahnsteig lassen, sie widersetzte sich, er stieß, sie 
stürzte, der Gatte wurde tätlich gegen den Dreiundsiebziger, ein 
Offizier von Achtundzwanzig gab dem Soldaten seines Bataillons 
einen Säbelhieb, großer Exzeß und angeblich ein Schuß aus 
dem Waggon. 
Unveröffentlichbare Kriegswitze kursieren: „Als General Li¬ 
borius Franck dem Kaiser die Schlüssel von Belgrad übergeben 
wollte, erfuhr er im Audienzsaal, er müsse sie auf einem Polster 
darreichen. Franck ergriff nun das erstbeste Sofakissen, der 
Kaiser nahm es entgegen und las die darauf gestickten Worte: 
,Nur ein Viertelstündchen4.“ 
Auf König Peter und General Franck bezieht sich die Scherz¬ 
frage: Welches ist der Name von Belgrad? Antwort: im vorigen 
Monat „Peterwardein“, jetzt „Franckfort“. 
Eine andere Frage: Wie lautet das Regimentslied von Acht¬ 
undzwanzig? — „Ich hab’ mich ergeben . ..“ 
Die Frau eines Reservisten hat Zwillinge bekommen, und Erz¬ 
herzogin Zita ist Patin; die beiden Buben werden auf die Namen 
„Franz Joseph“ und „Willi“ getauft. Die Patin fragt die Mutter, 
wie sie die beiden Kinder unterscheide. „Ganz leicht. Der, der 
immerzu schläft, ist der Franzi, und der, der fortwährend plap¬ 
pert, ist der Willi.“ 
Auf die Tatsache, daß bei österreichischen Siegen die Be- 
flaggung von Prag durch die Militärbehörden angeordnet wird, 
ist der Witz gemünzt: Ein eben in den Himmel Gekommener 
fragt nach dem Klosett, und Petrus weist ihm einen Platz an. 
„Aber da unten liegt doch Prag?“ wendet der Neue ein. „Eben 
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