Volltext: Schreib das auf, Kisch!

Montag, den 25. Januar 1915. 
Unbegründet wäre es, wollte man den deutschen Bewohnern 
von Bäcs-Bodrogh den Vorwurf machen, sie seien von moni¬ 
stischen oder freidenkerischen Ideen angekränkelt. Oh, im Ge¬ 
genteil. Sie sind sehr fromm, und in jedem Haus ist eine Biblio¬ 
thek, bestehend aus vier Büchern, zwei Lulherbibeln und zwei 
evangelischen Gesangbüchern, von denen je eines der Hausfrau 
und eines dem Vater des Hausherrn gehört. An der Wand 
hängen zwei oder mehrere Exemplare des gleichen Lutherpor¬ 
träts in Farbendruck und die Versicherung, daß wo Glaube, 
auch Segen, wo Segen, dort Gott, wo Gott, keine Not sei, und 
mehrere aus verschiedenen Jahren stammende Kalender einer 
Ujvideker Samenhandlung, immer mit demselben Bild. 
Die Leute sprechen korrektes Deutsch, aber statt „bitte“ sagen 
sie „tessek“, was ungarisch ist, statt,,Kartoffel“ sagen sie „krum- 
pirn“, was serbisch ist, und statt „Trikot“ sagen sie „Duxer“, 
was auch aus irgendeiner Sprache ist. Szajkas-Szent Iwan im 
besonderen betreffend, würde man fehlgehen, wenn man sich 
von den beiden an der Ecke der Deutschen Gasse und der 
Hauptgasse einander gegenüberliegenden Festungen, nämlich der 
serbischen und der evangelischen Kirche, zu der Ansicht ver¬ 
leiten ließe, das Dorf sei ein stattliches. Ebenso grundl©s wie 
diese Annahme ist die Fahrbahn. Sümpfe, die sie vom Gehsteig 
trennen, täuschen den Fuhrmann: wer aus Furcht vor der Tiefe 
des Wassers lieber in den Kot lenkt — nimmermehr kommt 
er heraus. 
Es soll hier eine Dampfsäge und eine Ziegelei geben, sicher 
dagegen ist, daß der Ort südlich von Josefsdorf und westlich 
von Tisza-Kalmanfalva liegt und auf der Spezialkarte Kovil- 
Szent Iwan heißt. Sonst wäre nichts Rühmendes über unseren 
jetzigen Aufenthalt zu sagen; denn daß die Leute habgierig 
und mürrisch sind, ist nichts Besonderes. Wir sehnen uns 
nach Ofutak. 
267
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.