Volltext: Schreib das auf, Kisch!

Mittwoch, den 13. Januar 1915. 
Meine totgeglaubten Läuse waren nur scheintot. Zweite 
Impfung gegen Cholera. Seit der ersten sind dreißig Menschen 
gestorben. Darunter ein gewisser A. B. von meinem Zug, der 
Ruhr simuliert hat und sich jeden zweiten Tag eine ganze 
Flasche Bitterwasser ins Spital schmuggeln ließ, um Durchfall 
vorweisen' zu können; man brachte ihn ins Isolierspital, und 
dort starb er nach zwei Tagen. 
Es ist übrigens bekannt, daß im Isolierspital alle sterben, und 
deshalb ging Frau H., Gattin eines Reservisten, eine sehr brave 
Frau und Mutter von drei Kindern, zum Regimentsarzt Dr. Sl. 
und blieb drei Stunden bei ihm. Am Abend traf ich sie, sie war 
ganz aufgeregt und verwirrt, bat mich um Stillschweigen und 
erzählte mir, ihr Mann werde morgen aus dem Spital entlassen. 
Donnerstag, den 14. Januar 1915. 
Wieder ist Bummel festlich geputzter Bauern, griechisch- 
katholisches Neujahrsfest. Schon gestern hatten die Schwabas 
unwillig davon gesprochen, daß auf dem Marktplatz serbo-kroa- 
tische Bauern, Bäuerinnen und Händler Waren feilhielten, trotz¬ 
dem in Ofutak erst am Donnerstag Wochenmarkt ist; aber wegen 
des heutigen Feiertages haben die Serben den Markt einen Tag 
vorher etabliert. „Das tun sie immer so,“ schimpfen die Deut¬ 
schen, „während die Magyaren und wir den Termin respek¬ 
tieren, wenn ein Feiertag auf den Donnerstag fällt; wir kommen 
nicht am nächsten Tag und nicht am Tage vorher. Aber die. . 
Freitag, den 15. Januar 1915. 
Es wird uns verkündet, daß wir Montag von hier fortgehen, 
die ganze Division nach Josefsdorf (Zsablya) an der Theiß. Was 
das zu bedeuten hat, ob den Weg nach Rußland oder den nach 
Serbien oder die Flucht vor der Cholera, wissen wir nicht. Die 
Nachricht fällt schwer aufs Herz, die vier Wochen Ofutak 
waren schön. Manche hatten einen Porzellanteller, von dem es 
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