Volltext: Schreib das auf, Kisch!

Er machte mir Angaben über Heldentaten, die Oberleutnant 
J. in Ljeschanski Kljuc im August vollbracht habe. Oberleut¬ 
nant J. war überhaupt nur die ersten acht Kriegstage beim Feld¬ 
regiment, als die Schießerei in Ljeschanski Kljuc losging, hatte 
er sich krank gemeldet und war seither nicht mehr an der Front 
zu sehen gewesen. Vor einer Woche ist er hierher eingerückt, 
und seine junge Frau kommt täglich um sechs Uhr nachmittags 
zum Herrn Oberstleutnant zu Besuch. Nachdem ich das Konzept 
verfaßt, mußte ich den Belobungsantrag ins reine schreiben, 
der Oberstleutnant hatte einen Bogen Papier vorbereitet und 
sogar den Stempel aus der Regimentskanzlei mitgenommen, 
damit die Offiziere nicht Glossen darüber machen, das Signum 
laudis werde als Strumpfgeld verliehen. Ich kenne die Frau 
Oberleutnant J. Sie ist eine Fabrikantentochter aus Prag, blond 
und kaum zwanzig Jahre alt, und sie läßt sich wegen eines 
Stückes Blech für ihren Mann vom Oberstleutnant mißbrauchen, 
von diesem alten Kracher, der vor drei Wochen ins Feld 
gekommen ist und stundenlang von seinen Hämorrhoiden 
erzählt. 
Übrigens ist dergleichen schon üblich. Die Frau eines als 
Infanterist eingerückten Beamten hat mit dem Regimentsarzt 
ein Verhältnis, und der hat den Gatten nach formeller Beobach¬ 
tung im Spital als lungenkrank zur Abgabe ins Hinterland vor¬ 
geschlagen. Der Spitalshauptmann, der den Grund wußte (wie 
ihn hier jeder weiß), verweigerte die Durchführung des An¬ 
trages, bis die Frau ihm gleichfalls zu Willen war. Dann stellte 
er dem Mann eine Marschroute aus, die erst nach drei Tagen 
Gültigkeit bekam, damit er sich so lange mit der Dame ver¬ 
gnügen könne. 
Ein Oberleutnant der achten Kompagnie ist dem Rechnungs¬ 
unteroffizier vormittags darauf gekommen, daß er Menagegeld 
für Leute anrechne, die gar nicht im Stand der Kompagnie sind, 
und verfaßte eine Strafanzeige. Bereits mittags war die Frau 
des Beschuldigten in der Wohnung des Oberleutnants, um 
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