Volltext: Schreib das auf, Kisch!

die Offiziere „von drüben“ einfach und bescheiden sind, ganz 
anders als die österreichischen Herren, die nur mit ihres¬ 
gleichen verkehren und in Betten schlafen wollen, während die 
serbischen neben der Mannschaft im Stall nächtigen. Auch ist 
sie schlecht auf die k. u. k. Kommanden zu sprechen, die, als 
der serbische Anmarsch gemeldet wurde, ihre Truppen eilends 
abzogen, aber der Bevölkerung von Dobanovci (selbst den 
Deutschen) verschwiegen haben, daß Gefahr im Verzüge sei und 
sie sich in Sicherheit bringen oder wenigstens ihr Vieh 
schlachten mögen. Der alte Balzer ist Deutscher mit Leib und 
Seele, sozusagen aus Familientradition: wie seine 1778 aus der 
Rheinpfalz nach Südungarn gekommenen Vorfahren, so sollen 
seine Enkel Deutsche bleiben. Seine Schwiegertochter, unsere 
eigentliche Wirtin, ist eine gebürtige Badovincierin, aber sie 
sagt, sie sei aus Hessen, als wäre sie erst gestern hier eingelangt 
und nicht schon ihre Urahnen unter Maria Theresia. 
Sie säugt ihren jüngsten Buben, der schon zwei Jahre alt ist 
und Hosen trägt. „Warum nähren Sie den großen Jungen 
noch?“ frage ich. 
„Es schmeckt m’r halt so gut,“ antwortet an ihrer Stelle der 
Säugling. 
Sonntag, den 20. Dezember 1914. 
Über die einfach aufs Feld gelegten und mit Klammern an 
den Schienen befestigten Schwellen einer Feldbahn balancierten 
wir, um die Tümpel und den Kot der Straße zu vermeiden, zwei 
Stunden und eine halbe nach Batajnica. Dort wurde die Division 
einwaggoniert, mitsamt dein Train, was viele Stunden dauerte, 
denn es ist nicht leicht, Fuhrwerke in die Eisenbahnwagen zu 
schieben, die Pferde fielen wiederholt in die Lücke zwischen 
Rampe und Waggon; um halb zwei Uhr nachmittags war die 
Verladung beendet. Ich war mit sechs Männern lind sechs Pfer¬ 
den im selben Wagen zusammen, außerdem war ein Ofen und 
ein eisernes Gefäß für Ruhrkranke da, das ich während der 
ganzen Fahrt als Stuhl benützte. 
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