Volltext: Schreib das auf, Kisch!

mir im Quartier meine eben erbettelten Stücke Brot und Käse 
stehlen) meinen Brotsack umgehängt und schnürte nun damit 
das Heubündel. Die Schnur des Brotsackes riß. Ich band sie 
zusammen, aber wohl nur schlecht, denn beim Tragen bröckelte 
meine Last ab. Schließlich riß der Strick ganz, Brotbeutel und 
Heu fielen in den See, in den die Straße verwandelt war. 
Mit schmerzenden Gliedern brachte ich das teuer erkaufte 
Heu in den Händen heim, hatte aber richtig den Inhalt des Brot¬ 
sackes verloren. Dann wurde ich dienstlich abberufen, und 
trotzdem ich einen Freund als Posten zu meinem Nachtlager 
gestellt hatte, damit mir niemand mein Heu entwende, fehlte 
bei meiner Heimkehr die Hälfte des „Bettes“. Ich kann vor Er¬ 
kältung kaum atmen. 
Freitag, den 20. November 1914. 
Die Divisions-Sanitätsanstalt bekam heute viel Zuwachs. Man 
brachte Kranke, darunter serbische Soldaten mit erfrorenen 
Gliedmaßen, von Rheumatismus Geschwollene, Verwundete, die 
stöhnten und starben. Es war gräßlich, sehen zu müssen, wie 
man die Schwerverletzten zum Abtransport in das Feldspital auf 
die Krankenwagen lud. Ich lernte den Sanitätsoffizier Sch. ken¬ 
nen, der einmal bei einer Pragerin mein Nebenbuhler war. Wir 
hatten einander bisher persönlich nicht gekannt. Als ich ihn an 
unsere Rivalität erinnerte, schaute er mich von oben bis unten 
an, als ob er sagen wollte: Du bist das, und sein Entsetzen 
darüber, daß er und ich, ein so zerlumpter und schmutziger 
Patron, einander in einer Chose d’amour in die Quere kommen 
konnten, vermochte er nicht zu verhehlen. 
Samstag, den 21. November 1914. 
Das Leben bei der Division kommt mir geradezu verbreche¬ 
risch vor. Ich will nichts gegen die Generalstäbler sagen, die 
kaum zum Essen Zeit finden, aber was sich hier an Ordonnanz¬ 
offizieren, Stabskompagnie-Kommandanten, Telephonoffizieren 
205
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.