Greise und Kinder stehen vor ihren Hütten, an deren Zaun sie
irgendein weißes Tuch oder Wäschestück ausgesteckt haben,
zum Zeichen, daß sie friedlich gesinnt seien. Auf den Feldern
liegt manchmal der Pflug in einer begonnenen Furche — der
Besitzer hat ihn mit dem Gewehr vertauscht. Auch die Obst¬
bäume, die in langer Schwarmlinie die Felder umstellen, harren
noch der Einbringung, ebenso die großen Schober.
Durch Wälder geht der Weg, die vom Herbst wundervolle
Farben erhalten haben, die Blätter sind rot, ockergelb, braun,
grünlich und golden und knistern unter unseren Schritten.
Mulden, Täler, lange Höhenrücken, weiße Häuser, Klöster zeigen
sich, und die Berge, die bis zum vorgestrigen Tage uns mit Vor¬
ahnungen des Entsetzens erfüllt und uns bei unserer ersten
Kampagne in Serbien vor vier Monaten schon so bitteres Leid
zugefügt hatten, bleiben weit hinter uns zurück. Der Blick auf
diese abgewendete Gefahr oder nach links auf die sanften
Höhenlinien versetzt auch den nicht besonders lyrischen Sol¬
daten in angenehme Stimmung.
Diese konnte nicht ganz schwinden, als der Marsch sich un¬
säglich in die Länge zog, es kalt zu werden, zu dämmern anfing,
dunkel wurde und wir noch immer nicht unsere Nächtigungs-
station erreicht hatten. Wenn man ein paar Schritte marschiert
war, wurde Halt befohlen, dann ging die Vorrückung wieder
weiter. Das machte die Leute ungehalten, und wenn man auch
anfangs annahm, daß diese Verzögerungen durch Stockungen
der Kolonne herbeigeführt seien, so vermutete man bald andere
Gründe, unvermutete Behelligungen durch den Feind oder dgl.
Die Abteilungskommandanten ordneten an, daß keine Ziga¬
rette angezündet und kein Wort gesprochen werden dürfe, aber
als wir um % 10 Uhr abends in einen Ort kamen, sahen wir
weithin lodernde Wachtfeuer. Ringsumher saßen ungarische
Soldaten, aneinandergepreßt, singend, Harmonika oder Karten
spielend, viel fröhlicher als die tschechischen Soldaten, die,
seit sie Böhmen verlassen haben, von tiefer Schwermut be¬
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