die wir in Serbien gesehen: längs der Landstraße ein Bretter¬
zaun, manchmal mit verschnörkelt gedrechselten oder geschnitz¬
ten Pflöcken, oft rot und blau, grell angestrichen. Hinter dem
Zaun ein kleiner Vorhof mit Hundehütte und einem überdachten
Backofen, an dessen Wand die langgestreckten, hölzernen Back¬
tröge für das Maisbrot lehnen. An der Seite der ebenerdigen
Häuser einstöckige Bretterbauten, die aussehen wie Tanz¬
pavillons von Ausflugsreslaurants: das sind Tschardaken, die
Tennen, auf denen Kukuruzkolben getrocknet werden. Im Hof
ein Schwengelbrunnen. Die Straßen sind viermal breiter als die
Dorfstraßen in unseren Gegenden. Überall straft das Innere der
Häuser das Äußere Lügen. Von Möbeln keine Spur, aber auf¬
fallend viele Nähmaschinen, reichgestickte Decken und Tücher,
und an den Wänden Photographien, die die Männer niemals in
Zivil, sondern immer als Soldaten zeigen. Billige Farbdrucke
aus dem Balkankrieg gegen die Türken hängen an der Wand,
manchmal auch ein Heiligenbild, darüber eine Ampel.
Die Kirche ist in Kreuzform erbaut, davor ein hölzernes
Turmgerüst für zwei Glocken, um zwei Meter niedriger als die
Kirche, die selbst keinen Turm besitzt. Hinter der Kirche ein
Friedhof mit vielen frischen Kreuzen, die uns sagen, daß grö߬
tenteils die Morava- und die Timokdivision gegen uns gekämpft
haben. Auch hier ist manches Kreuz rot und blau angestrichen,
einige ältere Soldatengräber stammen aus den beiden letzten
Balkankriegen und sind mit bunten Porträts des Toten in ganzer
Figur bemalt.
Nachmittags brachten unsere Dragoner eine serbische Kaval¬
leriepatrouille ein; zwei der österreichischen Dragoner sollen
sich als Serben verkleidet, und als sich ihnen die serbischen
Reiter ahnungslos näherten, sie zum Ergeben gezwungen haben.
Am Abend ging eine Unteroffizierspatrouille in den größten
Meierhof des Ortes, um die dort internierten Gefangenen zu be¬
fragen, ob sie Kaffee oder Tee zu trinken wünschten. Auf die
fünf gefangenen Kavalleristen bezog sich das nicht, denn sie
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