am linken Flügel der 21. Landwehrdivision steht. Um 4 Uhr
nachmittags bekamen Zugsführer Svec und ich den Auftrag, hin¬
zugehen und die Rekruten zum Stammregiment zu bringen. Wir
gingen über den Dammweg längs der Schwarmlinie in der Rich¬
tung zu dem detachierten Bataillon, von dessen Stellung wir
keine Ahnung hatten. Wir bekamen von den Serben Feuer, von
den eigenen Truppen falsche Auskunft, vom Himmel Regen und
von der Erde Kot, vom Generalstabschef Rüffel, und schlie߬
lich die Mitteilung, daß die Abteilung bereits zurückgesendet
worden sei. Wir verirrten uns in der Nacht. Da wir weder Feld¬
ruf noch Losung wußten, am allerwenigsten aber Richtung und
Weg, waren wir froh, bei zwei Leuten von Sechser-Land¬
wehr ein Obdach in ihrer winzigen Deckung zu finden.
Freitag, den 30. Oktober 1914.
Rückweg zum Regiment, am Hilfsplatz unseres detachierten
Bataillons vorüber. Mein Vetter, Dr. Stransky, sei gestern von
zwei Schüssen getroffen worden, sagte man mir. Drei Monate
lang hatte ich nur gute Auskünfte erhalten, ich dachte, es
müsse so bleiben. Der arme Junge war ins Spital gebracht
worden, mir blieb die Aufgabe, sein Ungemach nach Hause zu
berichten, ohne zu wissen, ob ich beschönigen oder lieber den
Rat erteilen soll, daß jemand zu ihm in das Etappenspital ab-
reise.
Nachmittags kam die Meldung von großen Siegen bei Visegrad
und Gorazda in Ostbosnien, das „gesäubert“ wurde, und auch
bei Ravnje, in dem nördlich von uns gelegenen Teil der
Matschwa sollen wir erfolgreich gewesen sein. Patrouillen
melden schon, daß Cernabara geräumt, also der Weg von der
Paraschnitza in die Matschwa, der Kornkammer Serbiens, frei
sei. Ich bekam heute eine Karle von Paul Wiegier aus Berlin;
der Ton dieser Karte war mir ein Beweis seiner Schätzung, und
mein Tag ist froh.
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