landes willen? Es wird auch im Ausland nur als Dokument der
Unfähigkeit erscheinen.
Montag, den 26. Oktober 1914.
Der Tag galt den Vorbereitungen zum Sturm. Unterhalb der
Schießscharten wurde von Pionieren ein unterirdischer Gang
ins Vorterrain gebohrt und die Reste der zwischen uns und den
Serben befindlichen Drahthindernisse mit geschliffenen Bajonet¬
ten und Drahtscheren durchschnitten. Sturmleitern wurden vor¬
wärts getragen, Posten in den Laufgräben aufgestellt, welche
niemanden nach hinten lassen dürfen, und auch über den Zeit¬
punkt des plötzlichen Vordringens, das wieder Hunderten von
uns das Leben kosten wird, wurden wir nicht im Zweifel ge¬
lassen. Hauptmann Spudil kam in seiner elegantesten Uniform,
mit dem Verdienstkreuz angetan, den Schnurrbart in die Höhe
gezwirbelt, als ob er zur Hochzeit ginge, und sagte uns: „Morgen
um 5 Uhr schrumme ich.“ — „Schrumm“ ist sein Lieblingswort,
und besonders in der Verbalform gibt es nichts, was er damit
nicht ausdrücken würde.
Die Aufregung aller ist natürlich so groß, daß man kaum ein
Auge schließt. Wem wird es morgen gelten? Unruhig zerren
die Leute an den Züngeln der Gewehre, als würden dadurch
mehr der lebenden Hindernisse auf der Gegenseite aus der Welt
geschafft, und von drüben schlagen die Granaten so präzis in
unsere Deckungen, daß uns der Luftdruck zu Boden wirft, wenn
wir aus der Deckung kriechen. Morgenrot, Morgenrot!
Dienstag, den 27. Oktober 1914.
Um 7 Uhr früh war Sturm, nachdem schon 25 Minuten vor¬
her die Kanonade ausgesetzt hatte. Den Kampf auf der kilo¬
meterlangen Front von Omerov Cardak bis zum Drinaufer bei
Serbisch-Raca (die 9.1. T. D., bei welcher wir eingeteilt sind, ist
rechts von der 21. L. I. D.) eröffnete das I. Bataillon unseres Re¬
giments. Dann kamen unsere beiden anderen Bataillone und die
übrigen Regimenter.
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