blicken heiter, denn in einer tiefen, gern zum Glau«
ben sich bekennenden Religiosität wurzelt des
Charakters heiter frohsinnige Weltanschau¬
ung. Sie macht ihn zu einem fröhlichen, aber doch Feste und
Gastereien gern meidenden Gesellschafter und bringt Käme-
raden wie Untergebenen Wohlwollen dar. Er hat die freie,
gern lächelnde Würde und das schlicht natürliche, sichere Auf-
treten, das neben naiven Kindern der Wildnis oft geborenen
großen Herren eigen. Als solchen fühlt Graf Spee sich ohne
Dünkel, aber auch mit der Überzeugung, daß die Welt und
Menschheit klein ist. Doch die blauen Augen unter voll
um die breite Stirn wuchernden dunkelblonden Haaren können
plötzlich scharf, streng und stahlgrau funkeln. Wenn dann
mit jähem Ruck und lautem Wort der Graf sich nach rechts
oder links wendet oder das kantige Kinn mit dem Spitzbart
hebt, ist mit ihm nicht zu spassen. Auch das Kinn hebt er
mit einem Ruck, und jede seiner Bewegungen ist ein Ruck.
Die weiche gefällige Geste fehlt dem Derben und Harten, an
dem Knochen, Glieder und Kopf eckig und vierkantig sind.
Anch seinem Wesen ist biegsame Geschmeidigkeit fremd. Nie-
mals ein Jasager, ist er für Vorgesetzte ein bequemer Unter-
gebener nur insofern, als er auch den entschiedensten Wider-
spruch stets in die guten Formen des Mannes bester Kinder-
stube kleidet.
Wenn er zu dienstlicher Beratung als Führer oder Un-
tergebener am grünen Tisch sitzt oder auf der Brücke steht, ist
manchmal schwer mit ihm rechten. Berufserfahrung und
Diensteifer haben ihn jetzt zu scharfem, klarem und klugem
Denken geschult. Ist es zu einem Entschluß gekommen, dann
legt der Hartwillige auf Widerspruch die geballte vierkantige
Faust auf die Platte. Es ist, als hielte sie die eigenen Ge-
danken mit dem fast trotzigen Vorsatz, von ihnen nicht zu
lassen. Doch der leicht gegen die Hand gesenkte derbknochige
248