Volltext: Unsere Führer im Weltkrieg

losigkeit, wovon allerlei Beispiele erzählt werden; mag auch 
die Erzählung Sr. M. des deutschen Kaisers von dem Früh- 
stück bei Haeseler, das für jeden Teilnehmer aus einem halben 
Apfel bestand, nur gut erfunden sein, so ist es doch bezeichnend 
für die Auffassung, die von des großen Feldherrn bescheidenen 
Lebensansprüchen verbreitet ist. Ein anderes Beispiel wird 
aus der Zeit seiner Tätigkeit in Metz erzählt: Einmal ließ 
er sich im Manöver bei einem Bauern einquartieren. Der 
Mann war nicht wenig geschmeichelt, den Höchstkomman¬ 
dierenden bei sich aufnehmen zu dürfen, und als gar der 
Quartiermeister mitteilte, Exzellenz wünsche im Quartier 
selbst zu speisen, beschlossen er und seine Frau, den seltenen 
Gast mit allem nur möglichen Glänze zu bewirten. Zwar 
hatte die Ordonnanz ausdrücklich gesagt, Exzellenz nehme nur 
Milch und Zwieback zum Abendbrot ein; aber das hielt man 
für Scherz. Als Haeseler gegen Abend sein Zimmer betrat, 
fand er einen prächtig gedeckten Tisch vor, auf dem unter 
anderem einige staubbedeckte Flaschen alten Weins und ein 
Champagnerkühler, aus dem einige Silberköpfe verheißungs- 
voll hervorlugten, Platz gefunden hatten. Die stattliche, bild- 
saubere Frau des Hauses begrüßte den Gast und wollte 
beginnen, ein feines Abendessen aufzutragen. Doch der Gene- 
ral lehnte entschieden ab, fügte lächelnd bei, daß üppige 
Mahlzeiten nicht zu strengem Dienst und ernster Arbeit pas- 
sen würden und gab schließlich ziy man möge ihm eine Ome- 
lette bringen. Das war nun freilich eine große Enttäuschung 
für die liebenswürdigen Gastgeber. Der Bauer versuchte 
noch einmal sein Glück und bat den Grafen, die schönen 
Speisen doch wenigstens zu probieren; wegen eines Eier- 
kuchens brauche man doch so große Geschichten nicht zu machen. 
Aber der Graf blieb entschieden bei seiner Forderung und ließ 
all die mannigfachen Speisen stehen zugunsten eines einfachen 
Abendmahles. 
146
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.