Volltext: Unsere Führer im Weltkrieg

Freiherr v. Malsen geleitet mich in das Erdgeschoß und 
führt mich in den kleinen Salon rechts. 
Den Fenstern gegenüber öffnen sich zwei Glasschiebe- 
türm. Seine Königliche Hoheit Kronprinz 
Rupprecht von Bayern tritt ein und reicht mir zum 
Willkommen die Hand. Die Art und Weise, wie Kronprinz 
Rupprecht zu begrüßen weiß, bannt vom ersten Augenblicke 
der Begegnung an jedes Gefühl der Beklommenheit. Wir 
nehmen auf den Stühlen am Marmortische Platz, und fast 
eine Stunde dauert die mir gütigst gewährte Audienz. 
Kronprinz Rupprecht sieht äußerst frisch 
aus. Er trägt im Heim nicht Feldgrau, sondern bayerisch 
Blau. Kein Ordensstern glänzt auf der Brust, von der blauen 
Litewka heben sich lediglich die Achselstücke des Generalobersten 
ab. Wir sprechen über die Liebesgabenfahrt. Oft schweifen 
die Gedanken aus Feindesland hin zur Heimat, wo arm und 
reich, hoch und niedrig sich anschicken, dieses Kriegsweihnach- 
ten 1914 zu feiern. Mehr denn einmal drückt Seine 
Königliche Hoheit höchste Freude über die reich- 
haltigen Spenden aus, die für seine Truppen 
und für ihn in dieser Weihnachtswoche einge- 
troffen sind. 
Die Strapazen des Krieges haben dem Kronprinzen 
nichts von seinem Wesen und Aussehen genommen. In den 
Zügen Ruhe, aber auch Energie und zielbewußte Entschlossen- 
heit. Kronprinz Rupprecht liebt viele Worte nicht; was 
er sagt, ist kurz, bestimmt und wohl abgewogen. Seine Augen, 
die auf manchen Bildern etwas Düsteres haben, sind im 
Leben voller Freundlichkeit. Und heute schauen sie wohl dop- 
pelt herzlich, denn alle Teile der bayerischen Heimat haben 
in diesen Weihnachtstagen des Kronprinzen Rupprecht ge- 
dacht, Stadt und Land wetteiferten, den braven Bayern, die 
einer führt, in dessen Wappen der Löwe thront, ein schönes, 
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