Volltext: Unsere Führer im Weltkrieg

Bild die Erzählung eines Augenzeugen: „Gestern erlebte 
ich wohl meinen größten Tag: die Übergabe Longwys, der 
ersten Festung Frankreichs, die wir in diesem Krieg erobert 
haben. Gegen 12V- Uhr kam unser Hauptmann zu uns, um 
im Auto einen Befehl nach H. zu bringen. Wir nahmen an, 
daß in dem Befehl der Sturm auf Longwy angeordnet würde. 
In H. angekommen, fuhren wir sofort beim Kommandanten 
vor. Während der Verhandlungen unseres Hauptmanns mit 
dem dortigen General kam ein Artilleriehauptmann in einem 
Auto angesaust und rief schon von weitem: „Exzellenz, Longwy 
will sich ergeben und bittet um Verhandlungen am Wasser- 
werk vor der Festung." Sofort wurden sämtliche verfügbaren 
Autos von Offizieren bestiegen. In unserem Auto nahmen 
unser Hauptmann und ein General mit zwei Stabsoffizieren 
Platz. Mach einer anstrengenden Fahrt kamen wir gegen 
2 Uhr am Wasserwerk vor Longwy an. Gleichzeitig mit dem 
Aufbruch des Kommandos war der Befehl erteilt worden, 
die Pferde zu satteln und zwei komplette Sanitätskolonnen 
in t>er Richtung auf Longwy vorzuschicken. Am Wasserwerk 
erwarteten uns von französischer Seite ein Major und ein 
Sergeant, der als Dolmetscher diente. Die Verhandlungen 
zogen sich fast zwei Stunden in die Länge und wurden wegen 
des einsetzenden Regens im Auto geführt. Die Ausfertigung 
des Übergabeprotokolls erfolgte in deutscher und französischer 
Sprache. Die Franzosen schienen von uns eine sehr schlechte 
Meinung zu haben, denn sie bestanden darauf, daß in das 
Protokoll ein Passus aufgenommen werden sollte, wonach 
allen gefangenen Franzosen ihr Privateigentum, sowie das 
Bargeld außer den Waffen zugesichert werden sollte. Unsere 
Generale versicherten dem gegenüber, daß wir doch keine 
Räuber seien und das Privateigentum auch so achteten, so 
daß aus diesem Grunde ein solcher Passus überflüssig er- 
scheine. Trotzdem wurde der gewünschte Passus zum Über¬ 
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