Volltext: Die Zukunftsküche

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Vor zehn Jahren war dieser Weg für mich natürlich ebenso 
schmal, lute er es für die allermeisten Leidensgefährten der Gegenwart 
noch ist; ich strauchelte oft und oft und war so durch drei Jahre 
hindurch außer Stande, mit festem Gange den Weg des Heils ver 
folgen zu können. 
Meine erreichte Besserung war daher während dieser Zeit fast 
nur durch die strenge Enthaltsamkeit von Alkohol und Tabak, auch 
Kaffee u. dgl. zustande gekommen, war deshalb auch (ganz richtig) nur 
e i n Theil der Heilung; während mich die anderen Genüsse (Fleisch, 
Gewürze, Essig u. dgl.) seinerzeit fast auf den alten Standpunkt zurück 
warfen. Dessenungeachtet glaubte ich noch immer, dass meine Verhält 
nisse es zur Zeit noch nicht gestatten, eine reine Ernährung durch 
führen zu können und das ist auch die Lieblingsmeinung Aller, welche 
noch nicht wollen! 
Diese drei Jahre der Prüfung und meine liebe Meinung dazu 
brachten mich endlich auf diesem schmalen Weg so weit, dass ich es 
für meine Verhältnisse als eine dringende Nothwendigkeit erkannte, 
mir thunlichst bald einen eigenen Haushalt zu gründen, um dann 
meiner Gesundheit besser nachleben zu können. Nachdem die Möglichkeit 
hiezu auch vorhanden war, giengs nun in aller Eile an die Wahl 
einer Lebensgefährtin, wobei sich (nebstbei erwähnt) diesmal ein altes 
Sprichwort selbst betrogen hat, denn ich habe trotz übergroßer Eile 
doch Glück gehabt, d. h. die Wahl ganz richtig getroffen. 
Mit diesem Lebenswechsel im allgemeinen begann für mich auch 
derjenige des besonderen, denn ich bemächtigte mich nun sofort der 
Küche und traf gleich zu allem Anfang darin meine verschiedenen An 
ordnungen, was gleichbedeutend mit einer halben Kriegserklärung in 
den Flitterwochen war. Deswegen wurde ich schon um diese Zeit 
herum, welche doch für alle Neuvermählten die glücklichste zu sein 
pflegt, mit nicht besonders schmeichelhaften Namen beehrt und viele 
Hundertmale als „närrisch" erklärt. Eine derartige Behandlungsweise 
vertrugen meine Nerven aber erst recht nicht, auch diejenigen meiner 
Frau waren daran nicht gewöhnt, daher stürmische Scenen oft und 
oft auf der Tagesordnung waren und wiederholt einen tragischen Aus 
gang nehmen wollten, wenn nicht mit aller Schnelligkeit nieine Erregt 
heit nachgelassen und zu gütlichem Zureden umgeschlagen hätte. So 
wurden denn, wie man aus obiger Darstellung sieht, nach vieler 
Mühe und Ausdauer und gegenseitigem Einverständnis die üblichen 
Fleischspeisen sofort auf dreimal wöchentlich beschränkt, das Rindfleisch 
aber wurde gleich ganz verbannt, was wieder vielen Streit um die 
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