Aber nun war auch die Geduld des Oberleutnants zu
Ende. Er rief schneidend: „Infanterist Fading sofort ein¬
treten!"
Das war genug, und der Oberleutnant hätte sich an dem
einfachen Befehle genügen lassen sollen. Aber er fügte, als
Fading sich umwandte und eine etwas verschwommene
militärische Haltung einnahm, noch hinzu: „Sie stecken
mir noch die ganze Rompanie an, Sie Pestjüngling!
Schauen Sie sich um!"
In der Tat stak an der Straßenwand dieser Hütte
eine kleine schwarze Fahne, das ausgemachte Zeichen,
daß in diesen elenden vier Wänden die Pest herrschte.
Diese Bemerkung aber gab Fading den Rest, während
der Oberleutnant erregt weiterritt, quollen dem Armen
die Tränen aus den Augen, und es war beinahe schreck¬
lich zu sehen, wie er die dicken, dunklen Schlammpfoten
in sein Gesicht hob, um sich die Tränen abzuwischen,
während die dreizähnige Alte hinter seinem Rücken hüpfte
und zeterte und die zahllosen struppigen Dorfhunde hinter
den Dornenhecken hervorbelferten und mir den bösen
Augen funkelten.
In diesem Augenblicke ging Unteroffizier Rolb auf
den Unglücklichen zu. Niemand von der Rompanie
lachte mehr, denn jeder kannte seine zornige Rraft. Er
stand zuerst vor dem alten Weibe still. Ihr blieb die
Zunge im offenen Munde stehen. Sie sah den schön ge¬
wachsenen, breitschulterigen Mann mit den kräftigen
Lippen atemlos an. Sie hielt ihre gekrümmten und
steifen Arme vor sich, sie legte den Ropf schräg auf die
Seite, und nun ging sie langsam in die Rnie vor dem
Herankommenden. Ihre halb erloschenen Augen waren
grau wie der Himmel, aber sie blickte den Unteroffizier
unverwandt von unten her an, als erkenne sie in ihm
einen fernen und hohen verwandten, der nun zu ihr