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var jener Literat, den ich in Leipzig kennen gelernt hatte, der
einzige mir persönlich bekannte Wiener, welchen ich zu finden
gehofft. Die Stadt dam mir wie märchenhaft vor.
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Was das Wiener Volk betrifft, so hatte dasselbe zwar in
der Revolution seine politische Unschuld verloren, war aber
damit nicht über die Entwicklungsstufe der Kindlichkeit hinaus—
gerückt, auf welcher es die Ereignisse überrascht hatten, und der
Genuß des Apfels vom Baume der Erkenntnis hatte als Fort⸗
schritt in vielen Beziehungen den kindlichen Sinn nur in einen
kindischen umgewandelt. Damit stand es nicht außer Zusammen⸗
hang, daß in den großen Fragen des Tages die akademische
Jugend das große Wort führte und den Ton angab. Ich war
noch nicht viele Tage in Wien, als ich eine Deputation der
Studentenschaft zu empfaugen hatte, welche es mir zu Gemüte
führte, daß der von mir getragene „Zyliuͤder“ als schmähliches
Zeichen reaktionärer Gesinnung des Vertreters der deutschen
Demokratie unwürdig set, und mir im Namen der österreichischen
Jugend einen breitkrempigen „Kalabreser“ mit prachtvollen
Straußfedern überreichte, mit welchem ich auf dem anspruch—
vollsten Hoftheater als Fra Diavolo oder Rinaldo Rinaldini
hätte ers cheinen Können, und ich mußte, wenn ich nicht meine
ganze demokratische Reputation verlieren wollte, die räuber—
mäßige Kopfbedeckung während meines ganzen damaligen
Wiener Aufenthaltes tragen. —
2 —
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Der öffentliche Geist in Wien nahm indessen erst in dem
Aufstande vom 6. Oktober und der Ermordung Latours einen
wilderer Charakter an, während welcher Vorgänge ich mich schon
in Frankreich befand. Im September war das Leben noch heiter,
leichtsinrig und harmlos ber allem Ernste der Zeit Der
Nationalitätenschwindel hatte damals seine Höhe errcicht. Jeder
Mensch trug sein Bändchen, seine Schleife oder seine Kokarde,
um seine Nationalität zu erkennen zu geben, und ich selbst wäre
ohne Schwarzrotgold nicht öffentlich erschienen. Da schritt eines
Tages ein langer Mann durch die Straßen der Staot. welcher
vom Kopf bis zu Füßen mit den Farben aller österreichischen
Nationalitäten und Nationalitätchen — der deutschen, italieni⸗
schen, ungarischen, böhmischen, polnischen, kroatischen und wie
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