Volltext: Alt-Wien [72/73/74]

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das Oeffnen der Tür bei Nachtzeit 2 ß. Es ist, als 
ob hier gar keine armen Leute lebten; Paris ist billig 
gegen Wien. Ich hoffte den Dr. Duller hier zu treffen, 
er lebt aber nach wie vor in Darmstadt; statt seiner habe ich 
gestern den Hofrat Deinhardstein aufgesucht, denn dieser ist es, 
der in den Wiener Jahrbüchern, die er selbst redigiert, über 
mich geschrieben hat, und zwar mit größter Anerkennung schon 
zum vierten Mal. Er nahm mich höchst freundschaftlich auf und 
sagte mir, daß er meine Werke nicht bloß durchaus · dramatisch, 
sondern auch im höchsten Grade theatralisch finde; nicht bloß 
Maria Magdalena, auch Genoveva müßte von der Bühne herab 
die größte Wirkung haben und ihm sei es unbegreiflich, daß 
nicht jedes Theater darnach griffe. Dasselbe hat er in den 
Rezensionen öffentlich ausgesprochen und, da Deinhardstein 
10 Jahre lang Direktor des ersten Theaters von Deutschland 
gewesen ist, so will es etwas bedeuten. Er forderte mich auf, dem 
Intendanten, Grafen Dietrichstein, eine Visite zu machen, er 
werde ihn in einigen Tagen sehen und habe dann Gelegenheit, 
mit ihm über mich und meine Arbeiten zu reden. Ich habe es 
gleich heute getan, war dem Mann aber völlig bis auf den 
Namen unbekannt und hatte also, da man doch nicht von seiner 
Poesie sprechen kann wie der Tuchhändler von seinem Tuch, eine 
schwierige Situation. ... 
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Wien d. 19. November 1845. 
.. Ich besuchte Grillparzer. Er gefiel mir, denn er war 
gegen mich aufrichtig, fast aufrichtiger, als es seine Verhältnisse 
gestatten und ich gewann ihn in der ersten Viertelstunde. Es 
ist ein Mann, der tief leidet und der einen Teil seines Leidens 
der beklommenen Atmosphäre, in der er atmet, zuschreiben darf, 
der aber aus dieser Atmosphäre selbst auch wieder einen Trost 
ziehen mag, indem er, wie so mancher tut, innere Unzulänglich— 
keit auf üußere Umstände schieben und sich einbilden kann, daß 
sein Hollunderstrauch in besserem Boden eine Palme geworden 
wäre. Grillparzer kam auch von selbst auf die Aufführung 
meiner Stücke und sagte mir, der Baron Münch, Friedrich Halm, 
sei ein beidenschaftlicher Verehrer meiner Werke, der bei jeder 
Gelegenheit mit Enthusiasmus von mir spreche und sich gewiß 
glücklich preisen würde, meine persönliche Bekanntschaft zu 
machen; zugleich sei dieser Mann der vertrauteste Freund und 
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