Volltext: Alt-Wien [72/73/74]

Forscht man nach den Gründen dieser Aenderung, so liegen 
sie offen zutage. Die Kunst des Daseins ist schwieriger ge— 
worden. Das Geld hat einen gevingeren Wert als sonst. Man 
braucht mehr zum Ausgeben, und die Einnahmen sind die alten 
geblieben. Die Vergnügungen waren früher harmloser, wohl— 
feiler. Jetzt, wo alles auf Salons, auf Bälle, Maskeraden 
berechnet ist, wo die Anschlagzettel an den Straßenecken zu den 
kunterbuntesten Freuden einladen, jetzt hat der Prater auf— 
gehört, das Asyl der Wiener Erholung zu sein. Ich sah am 
ersten Maj die Bevölkerung zum Prater hinausziehen. Das 
ganze Vergnügen, schien mir, ging in der Toilette auf. Wer 
kann in solchen Ballkleidern, die selbst die untersten Klassen 
trugen, auf dem grünen Rasen springen und tanzen! Die alte 
Zaubermacht des Praters mit seiner neckischen Ausgelassenheit 
ist vorüber. 
... Wahrhaftig befriedigt fühlte ich mich durch das Burg— 
theater. Hier ist denn doch eine Ueberlieferung der Zeit, die 
sich in vornehm bedeutungsvoller Würde erhalten hat. Man 
klagt über den Verfall dieser Bühne, die Deutschlands Muster— 
bühne sein sollte, aber das, was von dem früheren Werte übrig— 
blieb, ist noch immer so groß, daß es die übrigen deutschen 
Theaterzustände bei weitem überragt. Die Aufgabe dieses 
Theaters fand ich mit einem gewissen feierlichen Ernst gelöst. 
Ich fühlte mich ergriffen von diesem geregelten Gang der 
Geschäfte, von dieser voraussichtigen Beherrschung aller an 
einer solchen Anstalt vorkommenden Eventugalitäten. Die 
Schauspieler fühlen sich geehrt durch ihre Stellung; sie sind 
stolz, da zu stehen, wo sie ihr Talent oder die Gunst des Zufalls 
hinstellte. Das Gefühl, vor einem oft zahlreichen, immer aber 
gewählten und feinen Publikum, vor einer Kritik zu svielen, 
die gewohnt ist, ihnen unausgesetzte Aufmerksamkeit zu schenken, 
läßt sie ihre Kunst mit einer gewissen heiligen Verehrung üben. 
Nirgends habe ich im Wesen des Künstlers auf den Tag, wo 
er auftritt, so viel Freude, so viel Vorbereitung bemerktn.. 
Die obern Behörden sind selbst von Achtung vor den Dar— 
stellern, vor den Dichtern durchdrungen. Bei einer Bühne, 
die täglich Schauspiele gibt, kann es nicht fehlen, daß sie sich 
von den Talenten abhängig weiß. Sie kann nicht, wenn 
Kassenebbe eintritt, zur Oper, nicht zu Ballett, zu Virtuosen— 
konzerten, nicht einmal zu lebenden Bildern, zu Possen greifen, 
sie muß sich stets in den Grenzen des gesetzten Dramas selbst 
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