Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

tragen Stoppelbärte, die sich sachte zu Vollbärten entwickeln. Die Kompanien 
sind frisch aufgefüllt. Alle vierzehn Tage eine Schlacht, und dann wieder 
marschieren, als ob der Teufel die Spitze übernommen habe. Und hin und 
wieder eine Bahnfahrt. XOa$ mag es wohl diesmal geben? Aber Hindenburg 
muß es ja wissen. 
Sie heißen jetzt nicht mehr 6. Armee. Sie spalten sich. Ein paar Rorps 
bleiben als 6. Armee vor Rowno und Grodno, wo Rennenkampf seine zweite 
Njemen-Armee aufbaut, nachdem ihm die erste so bös zugerichtet wurde. 
Neuerdings ist sogar eine neue Armee, die jo., südlich von Rennenkampf fest- 
gestellt worden. 
Das XX. Rorps des Generals von Scholtz und das XVII. des Generals 
von Mackensen, die Sieger von Tannenberg, bilden den Grundstock der neuen 
9. Armee in Oberschlesien. Außerdem sind das XI. Armeekorps und das Garde- 
reservekorps dabei, die schon gegen Rennenkampf mitgemacht haben. Führer 
der 9. Armee ist Hindenburg, gleichzeitig Befehlshaber aller deutschen Truppen 
des Ostens. Das Landwehrkorps tDcyrfch, das den linken Flügel der Kster- 
reicher in der ersten Unglücksschlacht vor dem Zusammenbruch bewahrt hat, 
tritt jetzt zur 9. Armee auf deren rechten Flügel. 
Tonrad von Hoetzendorff weigert sich, die Oberleitung der neuen Operation, 
soweit die Österreicher daran beteiligt sein werden, aus der Hand zu geben. 
Das heißt dem Stolz der R. und R. Armee zuviel zumuten. Dagegen scheint 
es ihm selbstverständlich, sich mit ganzer Rraft anzuschließen. 
Darüber hinaus will er die Gelegenheit benutzen, das gesamte österreichische 
Heer von der IlVislokamündung über die Karpathen bis zur Theißquelle dies- 
seits der Bukowina aus seiner Ohnmacht herauszureißen und einem neuen Sieg, 
womöglich der Entscheidung, entgegenzuführen. Die TDunden von Lemberg 
und vom San brennen. Die tiefgebeugten Siegeshoffnungen der Donau- 
Monarchie verlangen nach 'Miederaufrichtung. 
So erhält die ). österreichische Armee unter Dankl den Befehl, auf gleicher 
Höhe wie die 9. deutsche Armee gegen die Sanmündung zu operieren. Die 
4. Armee, damals Auffenberg, heute Erzherzog Joseph Ferdinand, entsetzt 
przemysl und überschreitet bei Jaroslau den San. Die 3. und die 2. Armee 
steigen von den Karpathenpässen herab und nehmen Lemberg und die Sereth- 
linie wieder. 
Ein kühner Plan, eine gewaltige Zumutung für die österreichische Armee, 
die den ersten Schlag noch nicht verwunden hat. Die Österreicher sind voller 
Zuversicht. Die Lage bringt es mit sich, daß ihr Stoß den Charakter der 
Hauptoffensive erhält. Die Deutschen werden den Nordsiügel der Operation 
innehaben. ^ 
Aus der Linie Rrakau—Creuzburg, das Zentrum rittlings der Bahn Ratto- 
witz—Rielce—Radom—Jwangorod, tritt am 26. September die 9. Armee an. 
Die Sieger von Ostpreußen wissen, was marschieren heißt. Aber hier lernen 
sie noch Neues hinzu. 
Russische Sicherungen werden jählings überrannt. Nach fünf Tagen steht 
die Armee im Rampf um den Höhenzug der Lysagora beiderseits Rielce. Nach 
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