Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Am 25. August, im Zusammenhang mit den schweren Grenzschlachten bei 
Möns, bei Charleroi, bei Neufchäteau und bei Longwy, erfolgt der erste große 
Ausfall der Belgier. Das bisher im Rüstenschutz verwendete und in diesen 
Tagen an die TDestfront rollende IX. Reservekorps hilft den Angriff abwehren 
und bleibt bis zum 7. September zu Beselers Verfügung. 
Raum ist das Rorps zur Teilnahme an der Marneschlacht abgerückt, als 
die Belgier am 9. September — diesmal im Zusammenhang mit der Marne- 
schlacht — den zweiten großen Ausfall unternehmen. Teile des XV. Armee- 
korps, das sich gerade auf dem TDege vom Elsaß zum rechten Heeresflügel in 
Nordfrankreich befindet, werden ausgeladen und in den Rampf geworfen. Mitt- 
lerweile ist auch die Marinedivision eingetroffen. Ihr folgen nach und nach 
die 36. Landwehrbrigade, die 4. Ersatzdivision, die 26. und die j. bayerische 
Landwehrbrigade. 
Die Oberste Heeresleitung aber braucht für die Entscheidung in Nord- 
frankreich Truppen, Truppen, Truppen. Sie kann sich den Luxus nicht leisten, 
eine Handvoll Divisionen zur Beobachtung einer Festung, und sei sie die größte 
der Welt, zurückzulassen. 
Am 9. September erhält Beseler den Befehl, den Angriff vorzubereiten. 
Rann er nicht umfassend attackieren, so muß er einen spitzen Reil in die Mauer 
treiben und sie zum Einsturz bringen. Er soll alles an schwere Artillerie be- 
kommen, was an der XDestfront frei zu machen ist. Die 42-em-Mörser, die Lüttich, 
Namur und Maubeuge zerbrochen haben, sind bereit. Die österreichischen Skoda- 
werke haben einen vorzüglichen 30,5-ein-Motormörser geschickt. Ein paar Bat- 
terien rollen schon gegen Antwerpen. 
Am 26. September kracht dumpf der erste Mörserschuß. Das Geschoß zieht 
rauschend seine Bahn, verliert sich im Äther, fährt nieder mit dem Geräusch 
einer abwärtsfallenden unsichtbaren Orgel und ruft im Fort Lierre eine furcht- 
bare Explosion hervor. 
Zwei Tage lang orgelt es durch die Luft. Am 2. Oktober sind die Forts 
Lierre, Roningshoyckt, 'Wavre-Sainte-Catherine und VDaelhem zu rauchen¬ 
den Trümmern verwandelt. Die drei letztgenannten Forts erliegen dem In- 
fanterieangriff. Am 3. Oktober wird Fort Lierre kampflos besetzt. Zwischen den 
Städten Lierre und Mecheln klafft eine fünfzehn Rilometer breite Bresche im 
äußeren Fortgürtel. 
Der Sumpf- und TDiefenabschrntt der Nethe legt sich quer vor die Angrei- 
fer. Das 'Masser ist durch Regengüsse angeschwollen. Ein Gewirr von Drähten, 
Hecken, Schützennestern, Feldschanzen, Batteriestellungen füllt das Gelände an. 
Dahinter drohen die alten Forts des inneren Gürtels. Ihre Flachbahn- 
geschütze feuern aus heißen Schlünden. ^Während Reservisten, Matrosen und 
Landwehrleute, von Pionieren unterstützt, blutig und zäh in tagelangen Ge- 
fechten die Nethe überwinden, orgeln schon die schweren Geschosse über sie hin- 
weg auf die inneren Forts nieder. 
Am 7. Oktober geben die Belgier und die inzwischen eingetroffenen drei 
englischen Marinebrigaden den Nethe-Abschnitt auf. Das gelbliche Waffe? ist 
vom Blut gerötet. Die Feldartillerie der Geschlagenen bleibt im Schlamm 
stecken. Sie fällt fast unversehrt in deutsche Hand. 
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