Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

lands zum 'Weiterkämpfen stoße, wenn er uns einen demütigenden Frieden 
zumute. 
Diese Erklärung, in strengster Vertraulichkeit abgegeben, sickert in die 
Öffentlichkeit. Die Bestürzung ist ungeheuer. Schon raunt es in allen Kreisen 
und selbst in den Zeitungen, Ludendorff habe den Bankrott der Kriegführung 
erklärt, die Armee sei mitten im Zusammenbruch. Die Feinde draußen jubilieren, 
die im Innern fassen ihr Ziel näher ins Auge. Die bürgerliche Bevölkerung 
greift sich fassungslos an den Kopf. 
Unter solchen Umständen wird am 3. Oktober die erste rein parlamentarische 
Regierung des deutschen Volkes gebildet. 
Noch sträubt sich der neue Reichskanzler, als erste Amtshandlung der neuen 
Regierung die Erklärung der Niederlage und die Bitte um TDaffenstillstand und 
Frieden auszusprechen. Er verlangt acht Tage Zeit. Er glaubt, daß es gelingen 
müsse, einen erträglicheren Frieden zu schaffen, wenn die Armee noch wenigstens 
einige 'Wochen aushalte, wenn man versuchen würde, ohne Waffenstillstand un- 
mittelbar zu einem Vorfrieden zu gelangen. 
Er wendet sich an Hindenburg und fragt ihn, ob er sich darüber klar sei, 
daß ein Friedensangebot in der gegenwärtigen Lage den Verzicht auf Elsaß- 
Lothringen und östliche Gebietsteile und den Verlust der Kolonien bedeute. Der 
Generalfeldmarschall antwortet dem Kanzler, daß die Oberste Heeresleitung auf 
der sofortigen Herausgabe der Friedensnote bestehen müsse. 
Und dann geschieht es, daß am frühen Morgen des 4.Oktober 19)9 durch 
die Vermittlung der Schweizer Regierung die folgende Note der deutschen Re- 
gierung an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika abgesandt 
wird: 
„Die deutsche Regierung ersucht den Präsidenten der Vereinigten Staaten, 
die Herstellung des Friedens in die Hand zu nehmen, alle kriegführenden 
Staaten von diesem Ersuchen in Kenntnis zu setzen und sie zur Entsendung 
von Bevollmächtigten zwecks Aufnahme der Verhandlungen einzuladen. Sie 
nimmt das von dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in 
der Kongreßrede vom 8. Januar 19)8 und in seinen späteren Kundgebungen, 
namentlich in der Rede vom 27. September, aufgestellte Programm als 
Grundlage für die Friedensverhandlungen an. Um weiteres Blutvergießen 
zu vermeiden, ersucht die deutsche Regierung, den sofortigen Abschluß eines 
allgemeinen 'Waffenstillstandes zu Lande, zu tvasser und in der Luft herbei- 
zuführen." 
☆ 
Nach kurzer Atempause und nach Neuaufstellung ihres Materials läßt 
General Foch seine Armeen abermals gegen die deutsche TDestfront anrennen. 
Obwohl es bei der Überanstrengung der Ententetruppen nicht zu gleich heftigen 
Schlachten kommt wie bei der ersten Generaloffensive am Ende des September, 
treten doch an einigen Stellen der Front bedenkliche Zerrungen ein. Zumal 
südlich Cambrai, wo Engländer und Franzosen schon Ende September die 
Siegfriedstellung eingedrückt haben, bröckelt es unablässig weiter. Im ersten 
469
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.