Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

die nicht nur in guten, sondern auch in den schwersten Stunden des Lebens zu- 
sammenstehen wollen. Unsere Namen waren mit den größten Siegen des Welt¬ 
krieges verknüpft, jetzt waren wir uns in der Auffassung einig, daß es unsere 
Pflicht war, unsere Namen für diesen Schritt herzugeben, den zu vermeiden 
wir alles Erdenkliche getan hatten." 
Dann besprechen sich beide mit dem Staatssekretär von Hintze, der eben im 
Hauptquartier eingetroffen ist. Am nächsten Tage melden sich alle drei beim 
Naiser. Dieser hört sie ruhig und gefaßt an. Auch er ist nicht überrascht. 
Staatssekretär von Hintze bringt die Vorschläge der Reichsregierung zur 
Lösung der augenblicklichen Rrise mit. Die Regierung rät dem Raiser drin- 
gend, unverzüglich die Neubildung des Rabinetts auf der Grundlage des reinen 
Parlamentarismus vorzunehmen. Die Aufgabe des neuen Rabinetts werde sein, 
nach innen die Verfassungsreformen durchzuführen, nach außen den Frieden 
herbeizuschaffen. 
Dann bringen Hindenburg und Ludendorff den Schritt in Vorschlag, über 
dessen Notwendigkeit sie sich klargeworden sind. Es ist ein unmittelbares An- 
gebot der deutschen Regierung an den Präsidenten Wilson, Waffenstillstand 
und Frieden auf der Grundlage seiner vierzehn Punkte herbeizuführen. 
Was dieser Schritt nach außen bedeutet, wissen alle. Es ist die Kapitulation. 
Welche Folgen er im Innern haben wird, kann man in dieser Stunde noch gar 
nicht absehen. 
In tiefer Erschütterung gibt der Raiser seine Zustimmung. 
☆ 
Am 30. September besucht auch der Reichskanzler den Raiser. Er legt sein 
Abschiedsgesuch vor, um die Neubildung der Regierung auf parlamentarischer 
Grundlage zu ermöglichen. Der Raiser nimmt an. 
Dann fahren der Raiser, der Feldmarschall und der Staatssekretär nach 
Berlin, um die Rabinettsbildung und den beschlossenen Friedensschritt in die 
Wege zu leiten. Ludendorff kann unmöglich abkommen. Die furchtbare Sorge 
um die Westfront liegt auf seinen Schultern. 
In Berlin sind die Mehrheitsparteien in der Zwischenzeit nicht untätig 
geblieben. Es gibt schon eine provisorische Ministerliste, die der Vizekanzler 
von payer mit den Parteien zusammengestellt hat. 
Vizekanzler soll Herr von payer bleiben. Staatssekretär des Auswärtigen 
soll Dr. Solf werden, Rriegsminister General Scheuch. Als Staatssekretär rein 
politischen Charakters und als Vertrauensleute ihrer Parteien sind die Ab- 
geordneten Erzberger, Groeber und Trimborn vom Zentrum, Hausmann von 
der Fortschrittlichen Volkspartei, Bauer und Scheidemann von der Mehrheits- 
sozialdemokratie ausersehen. Es fehlt nur noch der Reichskanzler. 
Abermals beginnt das Suchen nach einem starken Mann, dessen persönlich- 
keit dieser schwierigen Lage gewachsen wäre. Weder die Rrone noch der Reichs- 
tag können diesen Mann zur Verfügung stellen. Rostbare Zeit geht verloren. 
Schließlich wird Prinz Max von Baden, ein naher Verwandter des badischen 
Großherzogs, auserwählt. Er steht gleichzeitig der Dynastie nahe und ist den 
Parteien genehm. 
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