Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Die Oberste Heeresleitung weiß in dieser Stunde noch nicht, daß der Feind 
die Zeit, den Ort und den Umfang des Angriffes feit etwa zehn Tagen ganz 
genau gekannt hat. Noch kann man den Verrat nur ahnen. Später stellt sich 
das Furchtbare heraus. Auf dem VDege über die deutsche Heimat waren be- 
stimmte Angaben an den feindlichen Spionagedienst gelangt. Uberläufer an der 
Front bestätigten die Nachrichten. So konnte General Foch rechtzeitig seine Re¬ 
serven auffahren. Die örtlichen französischen Truppenführer aber konnten ihre 
Abwehr so vorbereiten, daß in der Stunde des Geschehens alles wie ein Uhr- 
werk abrollte. Die deutschen Divisionen rannten in das sichere Verderben. 
XVa$ nun; 
Die 2. Armee im Räume von Amiens und die 18. Armee bei Montdidier und 
Noyon melden, daß sie in allernächster Zeit mit starken und geschlossenen An- 
griffen des Gegners rechnen müssen, überall steigert sich die Gefechtstätigkeit. 
An der Remmelfront und bis nach Arras hinunter das gleiche Bild. Zu- 
nehmende Artillerietätigkeit, erkannte feindliche Bereitstellungen, abtastende An- 
griffe örtlichen Umfanges. 
Eine nervöse, heftig vibrierende Spannung zittert über der ganzen Front. 
In der schlimmsten Lage aber befinden sich die 7. und die neuerdings rechts 
von ihr eingeschobene Y.Armee im Marnesack. Die Bedrohung der Y.Armee 
aus dem Waldkomplex von Villers Cotterets wird von Tag zu Tag schärfer. 
Das französische Fernfeuer liegt auf Soissons und gefährdet die einzige Eisen- 
bahnlinie, die alle Divisionen im Marnebogen versorgen muß. TDird sie ab¬ 
geschnitten, so ist die Artillerie beider Armeen fast ohne Munition, die In- 
fanterie ohne Lebensmittel und Patronen. 
Es sind nicht genug Lastkraftwagenkolonnen da, um die Versorgung zu 
übernehmen. Es gibt ja kein Benzin und keinen Gummi mehr. 
Nachrichten, die man durch französische Gefangene erhält, sprechen von 
einem mächtigen französischen Angriffsstoß aus dem TPalde am 14. Juli, am 
Tage des französischen Nationalfestes. Agentenmeldungen aus der Schweiz be- 
stätigen diese Nachrichten. Die 9. Armee wendet sich in großer Sorge an die 
Oberste Heeresleitung. Diese hat den deutschen Angriff beiderseits Reims ihrer- 
seits auf den 15. Juli angesetzt. Soll sie ihn in Erwartung des feindlichen 
zurückstellen; 
General Ludendorff begibt sich zur Y.Armee und prüft deren Abwehrmaß- 
nahmen gegenüber dem XValb von Villers Cotterets. Er findet sie ausreichend. 
Die erwartete Spannung am 14. Juli geht vorüber, ohne daß der feindliche An- 
griff stattfindet. Natürlich weiß die Oberste Heeresleitung nicht, daß petain 
seinerseits den französischen Angriff nur aufgeschoben hat, weil er den deutschen 
ja mit Sicherheit erwartet. Dann rollt der deutsche Stoß beiderseits Reims ab 
und mißlingt. Zu der andauernden Anspannung auf der rechten Flanke der 
7. Armee kommt jetzt die unhaltbare Lage der linken Flanke, die bei Dormans 
über die Marne gegangen ist. 
Hier müssen sofort Entschlüsse gefaßt werden. 
Auch in dieser schwülen Gewitterspannung, die Mitte Juli die ganze TPest- 
front zwischen dem Meere und Verdun ergreift, verliert die Oberste Heeres- 
leitung ihre Nerven nicht. General Ludendorff ordnet sofort an, daß der linke 
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