Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Auf den Straßen Belgiens drängen sich die deutschen Marschkolonnen in 
südwestlicher und südlicher Richtung. Die riesige Schwenkung um den Dreh- 
punkt Metz ist im vollen Gange. Fächerförmig ziehen sich die Armeen im Vor- 
wärtsschreiten auseinander. 
Augusthitze sengt herab. Die schweren Tornister drücken. Staub von mor¬ 
gens bis abends, Schweiß ohne Ende. Dann rauschen Regengüsse nieder und 
durchnässen die Marschierenden bis auf die Haut. Die Bevölkerung ist feind- 
selig und heimtückisch. 
Es gibt kein Rasten und kein Ruhen. Jeder Tag hat sein Pensum. Es besteht 
aus Kilometern und Landstraße, und morgen ist es wieder das gleiche. 
Hin und wieder entwickeln sich Schützenlinien. Die hellen Striche der 
Gewehrkugeln zirpen hoch einher. Maschinengewehre tacken. Das Gebell der 
Feldgeschütze unterbricht die Monotonie. 
Tote, Verwundete werden zurückgetragen. Gefangene stehen stumpfsinnig 
umher. Unter den graublauen Belgiern sind nun schon Franzosen. Sie tragen 
noch die alte rote Hose von anno Siebenzig und den weitschößigen blauen Rock. 
Und dann marschieren, marschieren, marschieren. 
Schon am 20. August besetzt die ). Armee Brüssel und strebt ohne Aufent-- 
halt, hart südwestlich einschwenkend, auf Möns zu, wo die Engländer stehen. 
Die Tommies können bei der Überstürzung aller Ereignisse noch kaum begrei- 
fen, daß ihnen der Schlachtengott eine so unerwartete, furchtbare und verant- 
wortungsschwere Rolle zugeworfen hat. 
Einer glühenden Sturmwolke gleich trifft die ). Armee des Generalobersten 
von Rluck bei Möns mit ihren Divisionen auf die Engländer des Marschalls 
French. Am 23. August, drei Tage, nachdem die Armee Brüssel überrannt, er- 
folgt der Zusammenprall und schleudert die Engländer im ersten Anlauf auf Le 
Cateau und Solesmes zurück. Maubeuge wird von Teilen der 2. Armee ein- 
geschlossen. Abgesprengte Teile der Engländer und der 5. französischen Armee 
sind darin. Verzweifelt wehrt French sich bei Le Cateau. 
Ein schwaches Beobachtungskorps ist von der Obersten Heeresleitung ab- 
gezweigt worden, um Hand und Auge auf Antwerpen zu halten. Es ist noch 
nicht an der Zeit, einen Schlag gegen die Festung zu führen, die man die stärkste 
der Weit nennt. 
Die 2. Armee unter dem Generalobersten von Bülow, fast südlich einge- 
schwenkt, rückt gegen die Sambre westwärts Namur und trifft dort schon am 
22. August in jähem Anprall auf die eilends aus dem Süden heraufgezogene 
5. französische Armee. 
Südlich Namur, das man mit starken Rrä'ften eingeschlossen hat, steht die 
3. Armee des Generalobersten von Hausen im Frontalangriff auf die Linie 
Dinant—Givet. Ihr zähes Vorwärtsdringen bringt die Armee in die Flanke 
des Generals Lanrezac mit der 5. französischen Armee. 
Zwei Tage lang wird bei Charleroi gekämpft. Die beiden deutschen Armeen, 
die 2. und die 3., in allzu loser Verbindung mit der Obersten Heeresleitung, ver- 
passen einen großen Augenblick. Die 2. Armee greift den Gegner zu früh an, 
die 3. treibt ihren Flankenstoß lange nicht tief genug nach Süden vor. Als die 
2. Armee ihre Schwester um Hilfe anruft, vergißt diese sogar ihre ursprüng¬ 
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