Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Am Abend dieses größten Unglückstages seiner Armee meldet General 
Cadorna: „Der Feind fand uns wohl vorbereitet. An mehreren Stellen der 
Front kam es zu heftigen Artilleriekämpfen. Der erwartete Angriff fand nicht 
statt. Gegen Mittag ließ das feindliche Feuer infolge schlechten Detters nach. 
Später mäßigte sich auch das Vergeltungsfeuer unserer Batterien." 
Unterdessen war er schon mit den Vorbereitungen zur Flucht aus seinem 
Hauptquartier in Udine beschäftigt. 
* 
Am 25. Oktober leuchtet die Sonne vom blauen Himmel herab. 
Der kühne Stoß wächst sich zur Operation aus. 
Rleine deutsche Stoßgruppen nehmen ganze feindliche Bataillone gefangen. 
Einzelne Abteilungen führen regelrechte Feldzüge gegen Bergstellungen. Ein 
paar hundert Infanteristen, ein halbes Dutzend Maschinengewehre und Minen- 
werfer auf erbeuteten Tragtieren und womöglich eine Ranone — so führen sie 
tagelang Ärieg auf eigene Faust. Gelegentlich nur bekommen sie über die Gipfel 
und Hänge hinweg ihre Schwesterabteilungen zu Gesicht. Reiner läßt sich durch 
das Zurückbleiben der andern beeinflussen. Es ist wie ein Wettrennen, wer 
zuerst den Blick in die Ebene richten kann. 
Ein Oberleutnant vom württembergischen Gebirgsbataillon nimmt mit 
einer solchen Abteilung während drei Tagen in einer Rette von selbständigen 
Einzelunternehmungen 7000 Italiener mit 140 Offizieren gefangen und er- 
beutet 90 Geschütze bei einem eigenen Verlust von 7 Toten und 29 Verwundeten. 
Regiments- und Brigadekommandanten sind unter seinen Gefangenen. Er war 
es auch, der mit seiner Schar den Gipfel des Matajur erstürmte. 
Eine andere, viel schwächere Rolonne stößt ebenso selbständig durch die 
ganzen Bergketten und sieht sich am dritten Tage mit ihren dreißig Gewehren 
plötzlich am Rand des Gebirges über Cividale, dem Stabsquartier der 2. ita- 
lienischen Armee. Rurz entschlossen besetzen die Unverzagten die einzige Rück- 
zugsstraße, die aus den Bergen kommt, legen sich in einen Hinterhalt und arre- 
tieren nacheinander eine feindliche Lastkraftwagenkolonne, einen Divisions- 
kommandeur mit Adjutanten und Automobil, der eben im Begriffe war, zu 
seinen Truppen in die Berge zu fahren, dann ein halbes Hundert Gefangener. 
Behutsam bringen sie die kostbare Beute nach Hause. 
Aus hundert Einzelhandlungen, die von tatkräftigen Offizieren geleitet und 
von einer immer besser werdenden Truppe ausgeführt werden, ergibt sich der 
unaufhaltsame Vormarsch der ganzen Armee gegen die Ebene. 
Am 27. Oktober fällt der Monte purgessimo, das letzte befestigte Massiv vor 
Cividale und der Ebene. Am gleichen Tage abends ist Cividale erobert. Un- 
ermeßliche Vorräte, Lebensmittel für die ganze 2. italienische Armee, werden 
erbeutet, überall sind jetzt die Eingänge in die Ebene gewonnen. Einzelne 
feindliche Abteilungen halten sich noch ohne Zusammenhang mit ihrer Führung 
in den Bergen. Sie werden nach und nach abgeschnürt und gefangengenommen. 
Jetzt gibt es kein Einhalten mehr. 
Noch in der Nacht zum 28. Oktober setzen sich die deutschen Truppen auf 
Udine zu in Marsch. Dort wohnt Cadorna mit seinem Hauptquartier. Man 
will den Versuch machen, ihn auszuheben. 
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