Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

verlässigsten italienischen Divisionen. Sie sind den Angreifern an Zahl fast 
um ein Drittel überlegen. Osterreichische Überläufer verraten den Zeitpunkt 
des Angriffs, der ursprünglich auf den 22. Oktober angesetzt war. Als er an 
diesem Tage nicht erfolgt, wird Cadorna irre. Er kann sich nicht denken, daß 
die Deutschen ihre Vorbereitungen so schnell beendet haben und glaubt an eine 
längere Verschiebung. Mit der ganzen Siegesüberheblichkeit, die seine zwei- 
jährige Kriegführung auszeichnet, verkündet er am Tage vor dem großen 
Schlage aller XOtit: „Der Gegner hat starke Rräfte zum Angriff versammelt. 
Er findet uns wohl gerüstet und auf alles vorbereitet. Es ist nichts zu be- 
fürchten." 
Um zwei Uhr in der Nacht zum 24. Oktober bricht sich der einsetzende Ar- 
tilleriekampf in schaurigem Echo an den Felswänden. Die deutsche Artillerie 
vergast die feindlichen Batterien aus Tausenden von Geschützrohren. Die 
Nacht ist finster und schwarz. Auf den Gipfeln wirbelt Schnee nieder. In den 
Tälern fällt Sprühregen. Später steigen die Nebel von den Hängen auf. Von 
Gipfel zu Gipfel aber rötet sich langsam und klar der Morgen. Die italienische 
Artillerie antwortet immer schwächer. 
Von einhalbsieben Uhr an rasselt das Granatfeuer. Die Felsen krachen. 
Das Geheul der Eisen- und Steinsplitter füllt die Schluchten. Nichts Mensch- 
liches regt sich in diesem Aufruhr. 
Punkt acht Uhr, nachdem die deutschen Minenwerfer die erste feindliche 
Stellung noch einmal zugedeckt, stürzt die Infanterie aus den Gräben zum 
Feind hinüber. Fast gleichzeitig mit dem Niederfallen der letzten Minen stehen 
sie schon mit Handgranaten vor den schreckensstarren Italienern. 
Werk von einer Viertelstunde. Die Unterstände sind vollgestopft mit Ita¬ 
lienern, die ihre Hände hochheben. Offiziere, die sie zum Widerstand treiben 
wollen, werden einfach mitgerissen. Im Laufschritt eilen ganze Abteilungen 
nach den deutschen Stellungen hinüber, um aus der Hölle des Feuers hinaus- 
zukommen. Es geht so schnell, daß man ihnen nicht einmal Führer mitgeben 
kann. 
Das feindliche Sperrfeuer kommt kaum zur Geltung. Ehe Meldungen von 
vorn zu den Bereitschaften gelangen können, sind die Deutschen schon dort. 
Handgranaten brüllen. Die Verteidiger ergeben sich. 
über die Steilhänge hinauf geht es gegen die zweite italienische Stellung, 
die durchweg bis zu achthundert Metern über der ersten liegt. Sie ist die wich- 
tigste. Ropf an Ropf stehen in ihr die Reserven. Aber der Schlachtengott ist 
den Angreifern gnädig. Die mit Nebel und Pulverschwaden angefüllten Schluch- 
ten entziehen die Heransteigenden der feindlichen Sicht. XOo die italienische 
Artillerie noch feuert, liegen ihre Einschläge weit hinten über den deutschen 
Ausgangsstellungen. Als die feindliche Führung endlich erwacht, ist es schon zu 
spät. Die gefürchteten Stahlhelme tauchen schon vor den Gräben auf. Die 
Paukenschläge der Handgranaten krachen. 
Am Nachmittag ist auch das geschafft. 
Die Nordgruppe Rrauß hat mit ihren österreichischen Divisionen an den 
Nordhängen des Rrn-Massivs nur mäßige Erfolge, am Südhang kommt sie 
besser vorwärts. Die nördlichste Division der Gruppe Stein, die 12. preußische
	        
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