Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

kanische Formationen werden schon an ruhigen Stellen der Westfront zur Ge- 
wöhnung eingeschoben. 
Ist es zu verantworten, nun auch noch Truppen an die italienische Front 
zu schickend Man muß die Frage umgekehrt stellen — ist es zu verantworten, 
es nicht zu tun* Es bleibt gar keine tDahl, es handelt sich hier um eine bittere, 
aber unumgängliche Notwendigkeit. Obwohl Deutschland noch nichts von der 
Untreue Raiser Rarls weiß, empfindet man in Berlin doch schon, daß die Wie- 
ner Politik unzuverlässig geworden ist. Bricht aber die italienische Front ein 
und schließt Österreich einen Sonderfrieden, so nutzen Deutschland weder seine 
Abwehrerfolge im Westen noch die Niederwerfung Rußlands. Das europäische 
Rriegstheater ist ein geschlossenes Ganzes. Der Zusammenbruch eines einzelnen 
Teiles muß den der Gesamtheit herbeiführen. 
Sieben deutsche Divisionen werden frei gemacht, im Osten und Westen. Es 
ist das Letzte, was gegeben werden kann. Selbstverständlich bleiben sie unter 
deutschem Rommando. Sie werden zur 14. Armee zusammengestellt und er- 
halten als Oberbefehlshaber den im Osten und in Mazedonien zehnmal be- 
währten General Otto von Below. 
Sie fahren nicht nach Italien, um die Front der Österreicher für die Ab- 
wehr zu verstärken. Ihre Aufgabe ist der Angriff, denn sie müssen möglichst 
schnell wieder frei werden, um im Westen eingesetzt werden zu können. Das 
Gegebene wäre, auf dem alten Gedanken Conrads von Hoetzendorff aufzubauen, 
die Offensive aus dem Räume von Asiago und Arsiero anzusetzen und durch 
einen mächtigen Stoß den Etsch abwärts der Armee Cadornas in der venetia- 
nischen Ebene ein Rannä zu bereiten. Man muß diesen verlockenden Plan 
zurückstellen. Die vorhandenen Rräfte reichen nicht entfernt zu einer so groß- 
angelegten Operation. 
Als dringendstes strategisches Erfordernis erscheint die Beseitigung der 
Isonzo-Front. Um dieses Ziel auf dem kürzesten und sparsamsten Wege zu er- 
reichen, wird der Stoß auf Empfehlung des österreichischen Hauptquartiers 
hart nördlich der vielumkämpften Front, am Oberlauf des Isonzo, angesetzt, 
im Räume von Flitsch und Tolmein. Wird er in südwestlicher Richtung über 
Cividale in die Ebene hineingeführt, so muß er seinen Zweck in kurzer Zeit 
erfüllen. 
So beginnt, trotz aller Not und allem schweren Druck der Westfront, trotz 
aller Anstrengungen im Osten, zu gleicher Zeit das unvergleichliche deutsche 
Heer im Süden, zusammen mit den Österreichern, die zwölfte Isonzo-Schlacht. 
In wenigen Tagen wächst sie sich zu . einer der größten, glänzendsten und be- 
wundernswertesten Operationen des ganzen Rrieges aus. 
Es ist wie ein Erwachen aus der grausigen Monotonie des Westens und 
den endlosen Steppen Rußlands, der Aufschrei eines erlösten Kampfgeistes, den 
selbst der blutige Morast von Flandern nicht zu erwürgen vermocht hat. 
☆ 
Ein Aufmarsch vollzieht sich um die Mitte des Oktobers )9i7, dessen Schwie- 
rigkeiten in dem menschenarmen Gebirgsland beinahe sagenhaft sind. Es ist un- 
möglich, die zum Angriff bestimmte Infanterie auch nur in der Nähe der 
3(>7
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.