Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Daines. Die deutsche Front bildete einen rechten VOinM, der in Richtung auf 
Soissons ungefähr bis Laffaux vorsprang. Man hatte auf deutscher Seite 
mehrfach die Räumung des Bogens erwogen, war aber wieder davon abge- 
kommen, weil dadurch gleichzeitig die ganze Stellung auf dem Höhenrücken 
des Chemin des Dames unhaltbar geworden wäre. Immerhin rechnete man 
mit dem französischen Angriff und wurde nicht überrascht. 
Um so schmerzlicher war das Ergebnis. Neun Tage lang trommelten die 
Franzosen. Der Ailette-Grund wurde ganz unter Gas gesetzt. Am 23. Oktober 
1917 erfolgte der Angriff. Er drückte die Ecke ein. weiter gelangte er nicht. 
Erbitterte Gefechte wurden tagelang um die neuen Linien geführt. Am 1. No- 
vember ließ die Oberste Heeresleitung planmäßig den ganzen Chemin des 
Dames räumen und die Front auf die nördlichen Hänge jenseits des Ailette- 
Grundes zurücknehmen. Die Räumung vollzog sich ohne feindliche Einwirkung 
und unter Bergung allen Materials. 
Langsam starb die Schlacht. Es stand fest, daß die Franzosen wieder als 
vollkräftige Gegner zu gelten hatten. 
☆ 
In der Mitte des Mai, als Arras-Schlacht und Doppelschlacht an der Aisne 
und in der Champagne zum letztenmal in ihrer ganzen Glut aufleuchteten, be- 
gann fernab auf dem italienischen Kriegsschauplatz die zehnte Isonzo-Schlacht. 
Die Österreicher hielten stand. Nach heißen Rämpfen, die sich über drei \Pochen 
hinzogen, glich die Lage sich aus. Nördlich Görz hatten die Italiener eine 
Ausbuchtung erzielt. Die Verluste der Österreicher waren erträglich, die der 
Italiener ganz ungewöhnlich groß. Auch bei ihnen zeigten sich die moralischen 
Birkungen ähnlich wie bei den Franzosen. 
Fast ein Vierteljahr verging ohne größere Rämpfe. Leide Gegner waren 
ausgeblutet. Die lange Ruhe erlaubte Cadorna, seine Armee nach französischem 
Beispiel zu reorganisieren und seine elfte Isonzo-Schlacht mit aller Gründ¬ 
lichkeit vorzubereiten. Er verfuhr durchaus nach westlichem Muster, ein ge- 
treuer Schüler Marschall Haigs. Er stellte an ?ooo Geschütze und an 50 Di- 
Visionen auf schmalem Räume auf und rannte mit dieser ganzen trägen Masse 
nach Trommelfeuer am 18. August gegen die Isönzo-Front zwischen Görz und 
dem Meere an. 
Der weniger Schwache wehrt sich mit Not gegen den Schwächeren, trotz 
dessen materieller Überlegenheit. Die Italiener haben keinen Angriffsschwung. 
Das ist für die Österreicher ein ungeheures Glück, denn unter dem Einfluß des 
Materials erlahmt ihre innere Rraft immer mehr. Es ereignet sich schon, daß 
ganze Abteilungen die stark beschossenen Gräben verlassen. Die Zahl der über- 
läufer ist groß. 
Andere Truppenteile schlagen sich hervorragend. Als die Italiener südlich 
Görz eine große Beule schaffen, nehmen österreichische Bataillone im Gegen- 
angriff das Verlorene wieder. Als aber (Ladorna jetzt den Angriff wieder nach 
Norden verlängert, dringen seine Divisionen nördlich Görz bedenklich vor. 
Noch setzen die Österreicher ihre ganze Energie daran, wenigstens den Ita- 
lienern gegenüber zu bestehen. Ein letzter nationaler Geist weht durch diese 
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