Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Er schildert die Lage Deutschlands als geradezu trostlos. Militärisch sei der 
Rrieg nicht mehr zu gewinnen. Der Unterseebootkrieg habe vollständig ver- 
sagt. Wirtschaftlich sei man am Ende. Zum Schluß fordert er den Reichstag 
auf, sofort eine Mehrheit zu bilden, die einen Frieden der Verständigung und 
des Verzichts auf alle Eroberungen anzustreben habe. Zu diesem Zwecke schlägt 
er die Annahme einer programmatischen Friedensresolution vor. 
Erzberger und diejenigen Abgeordneten, die seinen Schritt billigen, zielen 
nicht unbedingt auf den Rücktritt des Reichskanzlers. Indem sie den Reichstag 
veranlassen wollen, eine neue parlamentarische Mehrheit zu bilden, erstreben 
sie den engen Zusammenschluß möglichst vieler Parteien zur Herbeiführung 
einer Abwehrfront nach außen und zur Bekämpfung aller auf Eroberung aus- 
gehenden Strömungen im Innern, wie sie insbesondere von der Vaterlands- 
Partei vertreten werden. Die Frage des Ranzlerwechsels wird erst durch das 
Auftreten der Obersten Heeresleitung drängend. Von zwei ganz verschiedenen 
Seiten und aus ganz anders gearteten Beweggründen begegnen sich zwei Rich- 
tungen in dem Rampf gegen die Reichsregierung. 
Sofort nach Erzbergers Rede tritt die Oberste Heeresleitung auf den Plan, 
»loch am gleichen Tage. Hindenburg und Ludendorff bitten den Raiser, am 
folgenden Tage in Berlin ihre Stellungnahme zu der Rede anhören zu wollen. 
Der Raiser beruft die Generale nach Berlin. 
Der Reichskanzler erfährt von ihrer Berufung und kommt ihnen am näch- 
sten Tage beim Vaiser zuvor. Er beschwört den Aaiser, man dürfe die Oberste 
Heeresleitung unter keinen Umständen in diese Frage hineinziehen. Die Ver- 
Hältnisse im Reichstag würden dadurch nur verschlimmert werden. 
Als Hindenburg und Ludendorff dann erscheinen, erhalten sie eine schroffe 
Absage. Der Raiser weigert sich, mit ihnen die Lage zu besprechen, die durch 
Erzbergers Rede entstanden ist. Die Generale kehren noch am gleichen Tage 
auf ihren Posten im Hauptquartier zurück. 
Am 12. Juli kommt der Rronprinz aus Charleville nach Berlin, um mit 
seinem Vater zu sprechen. Vorher empfängt er die Parteiführer des Reichs- 
tages. Es stellt sich heraus, daß nicht ein einziger für den Ranzler eintritt. 
Das ist Bethmanns Dank. Die Parteien der Linken und der Mitte sehen in 
ihm ein Hindernis für ihre Friedensresolution. Die der Rechten erstreben eine 
Ranzlerschaft, die den bevorstehenden Friedensschritt seiner Schwäche entkleidet 
und den Reichstag auf den Boden einer energischen Kriegführung zurückbringt. 
Nachmittags weilt der Rronprinz beim Raiser und teilt ihm mit, was er 
von den Parteiführern erfahren hat. Der Raiser schwankt. Er will Bethmann 
nicht fallen lassen. 
Der Ranzler erscheint zum Vortrag, der Kronprinz zieht sich zurück. 
Raiser und Ranzler besprechen die Friedensresolution. Bethmann ist schon 
dabei, mit den Parteien über eine auch für die Regierung annehmbare Form 
der Entschließung zu verhandeln. Er glaubt, daß alles in gutem Fluß ist. Noch 
wähnt er sich im Vertrauen der Reichstagsmehrheit und des Raisers. 
Der Chef des Militärkabinetts tritt in das Beratungszimmer. Er hat eine 
Meldung zu machen. Raiser und Ranzler hören die Meldung schweigend an. 
330
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.