Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

wirken ist gegen Deutschland gerichtet und verändert die Lage abermals in 
wenigen XDochett von Grund aus. Zum zweitenmal in diesem ungeheuren 
Rriege wechselt das Schicksal auf die feindliche Seite. 
Das erste dieser Ereignisse ist die Rerenski-Offensive. TDenn auch nur eine 
schillernde Seifenblase, so dient sie doch dazu, den Rriegswillen der Entente 
aufs neue anzufachen und ist den Politikern ein willkommenes Mittels die 
Öffentlichkeit über die Rrise im Westen hinwegzutäuschen. 
Das zweite Ereignis ist vorläufig nur wenigen sichtbar, aber um so furcht- 
barer. Raiser Rarl von Hsterreich-Ungarn, der Nachfolger des alten Franz 
Joseph, wendet sich von seinem Bundesgenossen ab. 
Das dritte ist der Beginn der Flandernschlacht. 
Das erste und das dritte treffen die deutsche Armee. Der in hundert Schlach- 
ten bewährte, immer wieder zum Sterben bereite deutsche Soldat über- 
windet beide. 
☆ 
Raiser Rarls Untreue reicht über ein halbes Jahr zurück, ehe sie in Er- 
scheinung trat. Am 2). November 1916 schloß der alte Franz Ioseph die müden 
Augen. Mit ihm verlor Ksterreich-Ungarn den letzten Herrscher, dessen ehr- 
fürchtige Gestalt die auseinanderstrebenden Teile der Monarchie zusammenhielt. 
Deutschland verlor nicht weniger. Es büßte mitten in höchster Not seinen 
treuen, niemals wankelmütigen Dundesgenossen ein. 
Die serbischen Schüsse, die im Sommer 1914 den XDeltbrand eingeleitet, 
trafen den einzigen Habsburger, dessen Treue zu Deutschland unzweifelhaft 
war. Durch seinen Tod kam die Nachfolge auf den jungen Erzherzog Rarl, 
den Großneffen Franz Josephs. Er selbst war ein schwacher, energischen Ein- 
flüssen leicht unterliegender, nach äußeren Erfolgen strebender Mensch. Seine 
Gemahlin Zita stammte aus dem Geschlecht der Bourbonen. Ihr Denken und 
Fühlen war französisch. 
Der junge Raiser begann alsbald zu regieren. Conrad von Hoetzendorff er- 
hielt das Rommando über die Tiroler Front. Er war dem neuen Herrn zu 
selbständig. General von Arz wurde Generalstabschef. Außenminister wurde 
Graf Czernin, ein glatter Diplomat, überzeugt von der Notwendigkeit, einen 
Verständigungsfrieden zu suchen, selbst wenn er nur durch große Opfer zu er- 
langen war. 
Sofort fing es an. Die Mutter der Raiserin Zita ließ im November )0)6, 
noch im Sterbemonat des alten und mit Wissen des neuen Raisers, ihre beiden 
in der belgischen Armee dienenden Söhne zu sich kommen und teilte ihnen mit, 
daß ihr Schwiegersohn, der junge Kaiser, unbedingt Frieden machen wolle. 
Im März 1917 ging es weiter. Rarl und Zita empfingen die beiden bel- 
gischen Leutnants heimlich in Wien und übergaben ihnen einen vom Raiser 
eigenhändig geschriebenen Brief mit dem Auftrag, ihn zweckentsprechend in 
Paris zu verwenden. Der Inhalt war furchtbar. Der Raiser bewunderte zu- 
nächst die Leistungen Frankreichs, versprach dann, er werde alle Hebel in Be¬ 
wegung fetzen, um seinen deutschen Verbündeten zum Verzicht auf Elsaß- 
Lothringen zu bringen. Dies sollten die beiden Prinzen, so stand es in dem 
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