Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Die Arrasschlacht hat Sir Douglas Haig ) 80000 Mann gekostet. 
Die Doppelschlacht an der Aisne und in der Champagne muß Nivelle mit 
etwa 130 000 Franzosen bezahlen. 
Noch während der Schlacht, am 15. Mai, wird VlivtUt von der Regierung 
des Oberbefehls enthoben. Jetzt, nachdem der Blutsäufer verspielt, findet die 
Regierung Mut zu einem solchen Schritt. Das aufgehetzte Parlament steht 
hinter ihr. Jeder Zivilist in Paris beruft sich darauf, daß er es vorausgesagt 
habe. Alle Schuld wird auf Nivelle geschoben. 
Er geht ohne ein \Port. Sein Nachfolger wird General petain. Er hat 
sein Ziel erreicht. 
Schon vor Nivelles Abgang beginnt das Unheil weitere Rreise zu ziehen. 
Zahlreiche französische Divisionen meutern. Sie bilden Soldatenräte, zeigen 
rote Fahnen und erklären, daß sie nach Paris marschieren wollen, um die 
Regierung abzusetzen und um den Frieden herbeizuführen. 
Binnen kurzem verbreiten sich die Meutereien über mehrere Armeekorps. 
Offenbar besteht ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Brandherden. Die 
Regimenter weigern sich, wieder in die Gräben zu gehen. Sie wollen nach Hause. 
Das Parlament bildet Untersuchungskommissionen. Nicht gegen die Meu- 
ternden, sondern gegen die Führer, die sich nach Ansicht der Abgeordneten 
militärische Versäumnisse haben zuschulden kommen lassen. Die Debatten sind 
erregt und voller Zwischenfälle. Der Rriegsminister wird zur Rechenschaft 
gezogen. Er gibt zu, daß man der Armee zuviel zugemutet habe und erklärt 
ganz ohne Umschweife, daß Frankreich am Ende seiner Rraft sei. General 
petain muß versprechen, daß er keine Offensive mehr unternehmen wird, bis 
die Amerikaner eingetroffen sein werden. 
Das „traurige Jahr" ist über Frankreich hereingebrochen. Unter der furcht- 
baren Anspannung der letzten Offensive verborgen, bricht sich eine Anwand- 
lung der Schwäche jetzt elementar Bahn und dehnt sich rasch aus. Der Rück- 
schlag ist da. Schon fällt das TDort „Verrat", macht im geheimen die Runde 
und trifft überall auf begierige Ohren. 
Unversehens steht die Entente in einer Rrise, die schlimmer und furchtbarer 
ist als die, unter der die Mittelmächte dreiviertel Jahre zuvor fast zusammen- 
brachen. 
Der Punkt ist erreicht, an dem die Rraft Deutschlands nahe daran ist, nach 
dreijähriger unerhörter Anspannung einer VOtlt von Feinden gegenüber sieg- 
reich zu bestehen. Rußland liegt am Boden, Serbien und Rumänien sind von 
der Landkarte verschwunden. Große Landstriche im Osten sind besetzt. Im 
Raukasus, in Mesopotamien, am Suezkanal, in Mazedonien, überall wird der 
Feind mit fester Hand niedergehalten. Italien wartet schon mit Bangen auf 
den Schlag, der es treffen soll. Die TDestfrortt steht unversehrt und hat in der 
Abwehr eben jene Rrise beim Feind zum Ausbruch gebracht. Frankreich be- 
findet sich im Zustande der Ohnmacht, seine Soldaten meutern, seine Zivilisten 
rufen nach Frieden, seine Politiker tuscheln miteinander über Verrat und Revo- 
lution. Das stolze England stöhnt unter der Last des Unterseebootkrieges, der 
in diesem Monat seinen Gipfel erreicht. 
Diese ganze Vereinigung von Mächten, die über Deutschland hergefallen, 
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