Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

die immer weiter von rückwärts aufgefüllt werden. Reine Befehle, keine 
Bitten um Einstellung des Menschennachschubs kommen von vorn nach rück- 
wärts durch. Mährend sie hinten denken, daß vorn der Sieg im Gange ist, 
entsteht vorn nichts anderes als ein verzweifeltes Hinschlachten. Die Augen 
auf den Sieg gerichtet, werfen die Stäbe immer neue Massen vor. 
Ströme von Blut fließen auf dem Südhang des Chemin des Dames. 
Die französische Führung hat immer noch nicht das Verhängnis eingesehen. 
Der einmal in Bewegung befindliche Apparat läßt sich nicht einhalten. Immer 
neue blaugraue Angriffswellen treten in das Abwehrfeuer. Sie kommen nur 
nach vorn, um auf den Leichenhügeln ihrer Vorgänger zusammengeschossen zu 
werden. Es ist furchtbar, schlimmer noch als bei den russischen Massenangriffen. 
In diesem Stadium treffen, wohlgeordnet und zum Gegenangriff schon ent- 
faltet, die deutschen Eingreifdivisionen auf dem Schlachtfeld ein. Ihr Vor- 
gehen staut die französischen Massen noch mehr zusammen. Verzweifelt wehren 
sie sich. Da sie weder vorwärts noch rückwärts können, nisten sie sich in den 
Trichtern fest. TDas die rückwärtigen Stäbe nicht fertig bringen, gelingt dem 
Tod in kurzer Zeit. Bald sind sie so gelichtet, daß sie sich entfalten können. 
Jetzt kommt in ihre Rampfesweise Ordnung und System, freilich nur noch in 
der Verteidigung. 
Die deutschen Eingreifdivisionen beseitigen die größten Zerrungen der neuen 
Front und erreichen eine Linie, die etwa dem Verlauf der alten Hauptwider- 
standslinie entspricht. Hier sieht man von weiteren Angriffen ab. Die Ver- 
teidigung muß neu organisiert werden, um am nächsten Morgen gerüstet zu sein. 
Nivelles drei stolze Angriffsarmeen sind an einem einzigen Tage zerschlagen 
worden. Er hat alles auf eine Rarte gesetzt und alles verloren. Er will es 
noch nicht einsehen. Aber die Meldungen, die er im Verlaufe der Nacht von 
seinen Divisionen erhält, sprechen eine allzu deutliche Sprache. Die Verluste 
sind grauenhaft. 
Noch hofft der General. Es war ja erst die eine Hälfte seines großen 
Schlages. Der Angriff im Zentrum der Champagne ist auf den nächsten Morgen 
angesetzt. Zwölf französische Divisionen werden dort vier deutsche angreifen. 
Auch dort hat er acht Tage lang trommeln lassen. 
Am frühen Morgen bricht es, ebenso sicher erwartet, zwischen prosnes und 
Auberive auf fünfzehn Kilometer Breite los. Der Frühling hat sich erschrocken 
davongemacht. Es fällt Regen mit Schnee untermischt. 
Es gelingt den Franzosen, im ersten Ansturm bis auf die Höhen südlich 
Nauroy und Moronvillers zu stoßen. Oben auf dem schmalen Plateau des 
Cornillet-Berges beißt die Schlacht sich fest und will nach keiner Seite wieder 
herunter. Auch hier haben die Franzosen ähnliche Verluste wie am Chemin 
des Dames. 
Am Abend des 17. April weiß Nivelle, daß er nichts mehr zu hoffen hat. 
Zähneknirschend fügt er sich in den Zwang der Materialschlacht, gegen den 
er sich bisher so leidenschaftlich gesträubt. 
Angriffe und Gegenangriffe folgen einander im ganzen Abschnitt der Riesen- 
schlacht. Bald hat der eine Erfolg, bald der andere. Es gibt nur noch be- 
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