Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Lediglich auf Nivelles Druck hat er sich dazu entschlossen. Mehr denn je 
schaut er nach Flandern. Die englische Admiralität und das Londoner Ra 
binett jammern über die verheerenden Folgen des Unterseebootkrieges. Mar- 
schall Haig ist ein Mensch von standhafter Zähigkeit. 
Der Angriff auf die deutsche Unterseebootbasis wird schon seit dem Winter 
von den Engländern vorbereitet. TDährend die englische Armee im Artois an- 
rennt, denkt Sir Douglas nur an Flandern. Er gibt hier unten keine Gra- 
nate und keinen Tommy zuviel aus, der ihm nachher oben fehlen wird, wenn 
er seine Schlacht schlägt. Rurz entschlossen erklärt er am 14. April: „Es ist 
genug. Meine Divisionen brauchen Ruhe. Mögen die Franzosen nun sehen, 
daß sie etwas erreichen." 
während Marschall Haig schon langsam mit der Verschiebung seiner An- 
griffsmittel nach worden beginnt, schickt sich Nivelle an, die große Ernte ein- 
zubringen, die er sich zwischen Soissons und den Argonnen ausgedacht hat. 
Nivelle, der seiner eigenen Regierung unheimlich ist, Nivelle, über den seine 
Unterfeldherren mitleidig lächelnd die Achseln zucken, Nivelle, den seine Sol- 
daten zwei VDochen später den Blutsäufer nennen. 
Der französische Generalissimus will mit seiner dreifachen Schlacht aufs 
Ganze gehen. Als Marschall Haig Schluß machen will, belehrt Nivelle ihn 
eines andern. Abermals muß der Brite sich fügen, um die Einheitlichkeit der 
alliierten Operationen nicht zu gefährden. Notgedrungen sagt er zu, daß er 
zum zweiten Male von Arras aus Douai angreifen wird, sobald Nivelle, nun 
das umgekehrte Verfahren anwendend, die deutschen Reserven auf dem fran- 
zösischen Frontteil gebunden haben wird. 
Die Franzosen werden ihren Angriff doppelt führen. Einmal vom Aisne- 
Abschnitt aus in nördlicher Richtung auf Laon, zum zweiten im Zentrum der 
Champagne mit Richtung auf Rethel. Hat man die deutsche Front so an drei 
Stellen zerschlagen, sind Douai, Laon und Rethel erreicht, so kann die große 
Bewegungsoperation beginnen, die £?ivelle als Schlußakt des Rrieges erstrebt. 
53 Divisionen, 5300 Geschütze und $0 Tanks hat Nivelle zusammen- 
gebracht. jo Millionen Granaten sind zu verfeuern. 5 Millionen Handgra- 
naten und 170 Millionen Infanteriegeschosse sind verteilt. 70 Kilometer breit 
ist die Angriffsfront, die unter Aussparung der Reimser Ecke von Laffaux in 
der Gegend von Soissons bis nach Souain im Zentrum der Champagne reicht. 
Am gleichen Tage, an dem bei Arras die Infanterieschlacht anhebt, setzt 
hier unten das Vorbereitungsfeuer ein. Die Räder der gewaltigen Maschine 
greifen mit stählernen Zähnen ineinander. 
Eine TDoche lang läßt Nivelle trommeln. Als Marschall Haigs Divisionen 
sich schon wieder in den Trichtern um Arras festgefressen haben, gibt Nivelle 
der französischen Infanterie den Befehl zum Angriff. „Die Stunde ist ge- 
kommen. Habt Vertrauen und seid mutig. Es lebe Frankreich!" 
Es ist am frühen Morgen des )6. April 19)7. 
☆ 
Die 6. und die 5. französische Armee rennen mit den Massen ihrer dicht- 
gegliederten Infanterie zwischen Vailly und dem Brimont nordwestlich Reims 
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