Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

hockt alles unbeweglich am Boden. Feuerüberfälle machen die Schluchten 
erdröhnen. Das Sperrfeuer fegt in rasenden TDellen hin und her. Hoch oben 
ziehen die Geschosse der schweren Artillerie ihre leise rauschenden Bahnen hin- 
über und herüber. 
Flieger kreisen über dem Trichterfeld vom Morgen bis zum Abend. Sie 
lösen einander ab, damit nur keine Minute ohne Beobachtung bleibt. Sie 
registrieren jede armselige Bewegung zweier Meldegänger, einer Handvoll 
Essenträger, einen Verwundetentransport. Sie zählen die Zeltbahnen, die 
unten über nasse Erdlöcher gespannt sind. Sie merken sich die Stellen, wo über 
flacht zwischen den Trichtern ein kleiner Pfad entstanden ist. Sind die Ab- 
lösungen in der letzten flacht hier gegangen, so werden sie es in der nächsten 
Nacht wieder tun. Man muß die Stelle mit ein paar Feuerüberfällen belegen. 
Sie bemerken jeden frischen Erdhaufen, der auf den Bau eines Unterstandes 
schließen läßt, jede weiße Rauchwolke, die eine feuernde Batterie verrät. 
Sie liefern die sorgfältigen Unterlagen für die raffinierte Verteilung des 
Artilleriefeuers, das auf diesem Räume nun schon lange nicht mehr verstummt 
ist. Nicht einmal für eine einzige, lächerlich kurze Minute. 
Hüben und drüben werden immer neue Divisionen herangeführt. Sie 
gelangen für zwei TDochen in diese brüllende Einöde, schmelzen zusammen, 
werden herausgezogen und kommen zur Wiederherstellung ihrer Rampfkraft 
an einen ruhigen Frontabschnitt. 
Nach drei lochen sind sie wieder da. Nach und nach passieren so fast die 
ganze deutsche TDestarmee und die französische Armee das Schlachtfeld. 
Es ist die Zeit, in der Verdun zu einem feststehenden Begriff wird. Die 
Franzosen nennen es die Mühle, die Deutschen die Hölle. 
☆ 
Dorf Douaumont hat endlich daran glauben müssen. Die deutschen Batail- 
lone sind über den Thiaumontrücken vorgedrungen. Dort liegen sie fest. 
Im letzten Drittel des Mai hat es eine furchtbare Überraschung gegeben. 
Nach einer heftigen Artillerievorbereitung, die alles zerschlagen, was süd¬ 
wärts des Douaumont an deutschen Truppen gelegen, die aber gleichwohl nicht 
einmal als ein außergewöhnliches Ereignis erschien, sind die Franzosen plötzlich 
auf dem Fort. Sie besetzen den ganzen südwestlichen Teil mit dem Haupt- 
panzerturm. Die deutsche Besatzung im Innern setzt sich zur TDehr. 
Zwei Tage lang ein halb oberirdischer, halb unterirdischer Rampf mit allen 
Mitteln exakter Vorbereitung, sorgfältigster Einzelaktionen, überraschender 
Überfälle. Schließlich gelingt es, ein paar schwere Minenwerfer irgendwo im 
TDallgraben aufzustellen und damit den Panzerturm unschädlich zu machen. Die 
Franzosen müssen hinunter nach Fleury, woher sie gekommen. 
Abermals neue deutsche Divisionen. Am ). Juni fällt der Caillettewald. 
Am 2. Juni Fort Vaux. Hier ist es gerade umgekehrt wie auf dem Douau- 
mont. Tagelang sind die Franzosen innen in den Gewölben, die Deutschen oben 
auf der Decke. Auch hier der Streit in den Zeitungen, wer das Fort hat. Die 
tapferen Verteidiger ergeben sich endlich. 
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