Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

dem Cap de Bon Esperance südwestlich von Azannes den östlichen Eckpunkt 
dieser Höhenlinie. 
Zwischen Gremilly und Ornes geht es in die Niederung der langsamen 
Bache, der XDiesett, der Sümpfe, der Hochwälder. Bald wird Etain erreicht, 
dessen TDestrand die Front hart berührt. Nun biegt sie scharf südlich und läuft 
durch die IlVoevre-Ebene bis zu den Höhen von Combres, wo wieder der An- 
schluß an die Bergkette der C6tes Lorraines gewonnen wird. 
Das ist ein riesiger Halbkreis um die gewaltige Festung, die bei einem 
Radius von etwa fünfzehn Kilometern fast genau im Zentrum liegt. 
Verdun ist ein Eckpfeiler der französischen Front. Die Franzosen wissen 
das sehr genau. Die Natur kommt ihnen bereitwillig zu Hilfe. Es gibt keine 
Festung mit einer günstigeren Lage. Im Frieden schon wurde Verdun als die 
stärkste und größte Stütze der Ostfront betrachtet. Nun, in anderthalb Jahren 
Stellungskrieg, vom Feind stets in einem Halbkreis umstellt, hat man das 
Berggelände zu einem einzigen festungsbaulichen Labyrinth ausgestaltet. 
Ein Rranz mächtiger Forts krönt Gipfel neben Gipfel auf beiden Maas- 
ufern. Fort de Bourrus und Fort de Marre beherrschen die Maasniederung 
vom westlichen Ufer aus. Belleville, Saint Michel, Souville, Tavannes und 
Moulainville schützen die Cötes Lorraines im Nordosten. Ein halbes Dutzend 
weiterer Forts liegt im Südosten und im Süden. Vorgeschoben gegen Norden 
bedecken zwei gewaltige Bollwerke die Hügel. Das sind die beiden Schwestern 
Fort Douaumont und Fort Vaux. Das Schicksal hat sie dazu ausersehen, die 
Hauptrollen in diesem mörderischen Rampfe zu spielen. Ihre Namen sind einer 
Generation von Menschen in die Seele eingebrannt. 
Eine Rette von Zwischenwerken spannt sich zwischen den Forts. Eine Un- 
zahl betonierter Räume erfüllt den Raum schachbrettartig. Stellung liegt 
hinter Stellung, zu einem Gewirr von Gräben, Hindernissen, Stützpunkten 
und Unterständen verknüpft. Da ist keine Lücke, die nicht flankierend von 
beiden Seiten aus betonierten Batteriestellungen beschossen werden könnte. 
Da ist keine Schlucht, die nicht mehrfach durch Feldbefestigungen gesperrt und 
verriegelt. Da ist kein Hügel, den nicht ein anderer überhöht, ebenso stark 
befestigt. Von welcher Seite man auch hineindringen mag, überall stößt man 
in ein feinmaschiges Netz raffinierter Befestigungsanlagen. Überall wird man 
überhöht, flankiert, eingesehen und konzentrischer Gegenwehr ausgeliefert. 
Dieses Bergland ist zum Schauplatz des furchtbarsten, aufreibendsten, 
Seelen wie Leiber verschlingenden Rampfes auf der Westfront und im ganzen 
Rriege ausersehen. ^ 
Hindenburg und Ludendorff stehen auf dem Standpunkt, man müsse erst 
Rußland völlig niederringen, ehe man im TDesten zum entscheidenden Angriff 
schreiten könne. Sie schlagen eine große Operation gegen den russischen Süd- 
flügel vor, um gleichzeitig Rumänien, dessen Haltung immer zweideutiger 
wird, zu einer klaren Stellungnahme zu veranlassen. Conrad von Hoetzen- 
dorff propagiert einen großen Feldzug gegen Italien. Mit deutscher Hilfe 
will er von Tirol aus auf Venedig stoßen und dadurch die ganze italienische 
Front zum Einsturz bringen. 
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