Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

luste, die der Auflösung einiger Divisionen gleichkommen. Aber die deutsche 
Südarmee ist auf dem Posten. Bothmer gibt starke Rräfte an seinen rechten 
Nachbar ab. Es gelingt, den russischen Stoß zwischen Zlota Lipa und Sereth 
abzufangen. Anfang Oktober erfolgt der deutsche Gegenstoß und tragt die Front 
rasch wieder an den Sereth heran. Dort erstarrt sie zum Stellungskrieg. 
Sofort wiederholt Iwanow sein Manöver weiter nördlich gegen die Armee 
Böhm-Ermolli und die Armee puhallo im wolhynischen Dreieck. Mit Bedacht 
sucht er sich immer die von den Österreichern besetzten Frontabschnitte aus. Das 
gleiche Bild. Die Österreicher erleiden außerordentlich hohe Verluste an Ge- 
fangenen und weichen zurück. Eine tiefe Ausbuchtung entsteht. 
Aber die nördlich benachbarte deutsche Bug-Armee unter Linsingen macht 
es genau wie die Südarmee. Sie schwenkt gegen Süden ein, gibt Rräfte an 
puhallo ab und stellt das Gleichgewicht wieder her. Dubno bleibt den Russen, 
Luzk den Deutschen. Ende Oktober erstarrt auch hier die Front zum 
Stellungskrieg. 
Noch einmal rafft Iwanow sich zu einem letzten Stoß auf. Linsingen be- 
gegnet ihm sofort und entreißt ihm jeden örtlichen Gewinn. 
Dann ist auch Iwanow am Ende seiner Mittel. Spätere Angriffe sind nur 
noch Zuckungen. 
Der dritte und letzte Akt ist vorüber. 
Die Bilanz dieses riesenhaften Feldzuges ist für die Russen furchtbar genug. 
In einem halben Jahre haben sie drei Millionen Menschen eingebüßt. Zwei 
Millionen davon sind tot, eine gefangen. Die Zahl der verlorenen Geschütze 
ist unermeßlich und geht in die vielen Tausende. Das sind soviel Menschen 
und soviel Geschütze wie die russische Armee nach der Mobilmachung 19)4 
besessen hat. 
Rurland, Litauen und Polen sind in deutscher Hand. Galizien und die 
Bukowina sind frei. Sechzehn Festungen — das heißt alle Festungen, über die 
Rußland gegenüber Deutschland und Österreich verfügt hat, mit einziger Aus- 
nähme von Dubno und Rowno — sind gefallen. Es ist kaum noch denkbar, 
wie diese fürchterlich zugerichtete Armee jemals wieder zu einer großen Aktion 
fähig werden sollte. 
Auf Drängen Falkenhayns gibt die deutsche Regierung in Petersburg zu 
verstehen, daß Deutschland zu einem ehrenvollen Frieden mit dem Zaren bereit 
ist. Die Oberste Heeresleitung weiß, wie ungeheuer viel davon abhängt, mit 
Rußland zum Frieden zu kommen. Die Aufgaben für die deutsche Lehrkraft 
und das deutsche Volk beginnen trotz glänzender Siege ins Unermeßliche an- 
zuschwellen. 
Der Zar begreift diese letzte Gunst des Schicksals nicht. Seine Umgebung, 
in deren Händen er ist, zwingt ihn zum Äußersten. Diese Leute wissen, daß 
ihre Rolle ausgespielt ist, wenn sie den Rrieg jetzt beenden, sei es auch durch 
einen guten Frieden. 
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