Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

senkt. Neutrale Schiffe sollten den Regeln des Völkerrechts und der pariser 
Deklaration entsprechend behandelt werden. Jedoch wurde ihre Gefährdung 
durch die völkerrechtswidrige Anordnung der englischen Regierung ausdrücklich 
unterstrichen. Die deutsche Regierung hielt sich auch jetzt noch an die alten 
Bestimmungen gebunden, obwohl diese schon von England zerrissen waren. 
Nun geschah das Sonderbare. Die Regierung der Vereinigten Staaten 
richtete eine ungewöhnlich scharfe Protestnote an Deutschland und erklärte, daß 
sie eine Verletzung der völkerrechtlichen Bestimmungen durch Deutschland mit 
dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen beantworten werde. Der Rriegs- 
lieferant der Alliierten trat aus seiner diplomatischen Reserve heraus. Schon 
war der Ozean angefüllt mit Schiffen, die amerikanische Munition an Bord 
führten. Die Aufträge häuften sich von Tag zu Tag und versprachen ein 
Geschäft von unermeßlichem Umfange. Es konnte gar nicht genug geliefert 
werden. 
Der Reichskanzler hatte mit dem Auftreten Amerikas gerechnet. Er war 
von vornherein nur mit halbem Herzen bei der Förderung des Unterseeboot- 
krieges. Er beantwortete die amerikanische Note prompt und höflich. N)ashing- 
ton, so sagte er, habe offenbar den Text der deutschen Ankündigung nicht ver- 
standen. TDir erstrebten lediglich die Torpedierung feindlicher Schiffe und wir 
würden alles tun, um die Sicherheit der „legitimen" Schiffahrt zu gewährleisten. 
Für die Unterseebootkommandanten hieß das: „tDir haben uns zu hüten, 
ein amerikanisches oder unter amerikanischer Flagge fahrendes englisches Schiff 
zu versenken, selbst wenn wir sehen, daß es bis unter die Rettungsboote mit 
Granaten beladen ist — denn das ist ,legitime^ Schiffahrt." 
Tatsächlich wurde den Booten noch einmal ausdrücklich befohlen: „Schiffe 
unter neutraler Flagge dürfen nicht angegriffen werden, es sei denn, daß sie 
mit Sicherheit als feindliche zu erkennen sind." praktisch bedeutete das die 
Unmöglichkeit, diesen Schiffen wirksam beizukommen. Die taktische Lage der 
Unterseeboote machte eine vorausgehende genaue Untersuchung zu einer töd- 
lichen Gefahr für die Boote selbst. Schon vor seinem Beginn war dem deut- 
schen Handels- und Blockadekrieg durch das Eingreifen Amerikas der größte 
Teil seiner N)irksamkeit genommen. 
Befehl ist Befehl. Der Handelskrieg begann trotz der Verwahrungen der 
Admiralität, ihn unter solchen Bedingungen zu eröffnen. Die Folgen waren, 
wie man sie erwarten mußte. Handelsschiffe mit feindlicher Flagge gab es 
nicht auf See. So töricht waren die Engländer nicht. Sie hatten alle neutral 
geflaggt. 
Die wackeren Rommandanten, dem verhängnisvollen Befehl gehorchend, 
tauchten auf und näherten sich den Schiffen, um ihre Neutralität nachzuprüfen. 
Von den „neutralen" Schiffen herab krachten die heimlich aufgestellten Ge- 
schütze. Manches Boot mußte den Zwiespalt der Anordnung mit dem Unter- 
gang bezahlen. England gab für die Vernichtung eines Bootes jedem Handels- 
kapitän — der als Nichtkriegführender dazu gar nicht berechtigt war — eine 
ansehnliche Prämie. Das war der Franktireurkrieg zur See. 
So schleppte sich der gelähmte Unterseebootkrieg verlustreich hin. Deutsch- 
Und verzeichnete mit Befriedigung die versenkte feindliche Tonnage. Aber ihre 
))9
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.