Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Inselgebiet. Es war nur eine Versuchsfahrt, aber der Beweis einer unge- 
ahnten Operationsmöglichkeit war erbracht. Die englische Minensperre in der 
Nordsee bedeutete für diese unheimlichen Jäger der Tiefe nichts. Sie fuhren 
unter ihr her. 
Im November 1914 gelangten die Berechnungen zum Abschluß. Der 
Admiralstab wandte sich an die Reichsregierung und bat den Ranzler um die 
Genehmigung zur Eröffnung des deutschen Handels- und Blockadekrieges gegen 
England und seine Verbündeten. 
Ende Dezember antwortete der Reichskanzler nach langen und eingehende!: 
Erwägungen, die Regierung sehe zwar die militärische Zweckmäßigkeit des 
Planes ein und hege auch keine völkerrechtlichen Bedenken. Aber man müsse 
auf die Neutralen Rücksicht nehmen, die unter dem neuen Zustand zu leiden 
haben würden. Erst wenn Deutschlands Sieg zu Lande völlig sichergestellt sein 
werde, könne man dem Gedanken des Unterseebootkrieges nähertreten. 
Das war eine Ablehnung. Der Unterseebootkrieg sollte ein Mittel zum 
Siege sein. TPollte man ihn erst nach erkämpfter Entscheidung anwenden, ver- 
lor er seinen Sinn. Andererseits hatte der Reichskanzler seine guten Gründe. 
Damals schon vertrat er den Standpunkt, daß die Eröffnung des Unterseeboot- 
krieges Deutschland den Rrieg mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika 
eintragen würde. In diesem Falle schien ihm das militärische Schicksal der 
Mittelmächte besiegelt. 
Reichskanzler von Bethmann Hollweg hatte nicht mit der Stimmung des 
deutschen Volkes gerechnet. Unter dem Eindruck der britischen Rechtsbrüche 
wuchs die Erbitterung Deutschlands rasch und mächtig. Man begann zu er- 
kennen, wohin die feindliche Kriegführung zielte. Wenn man auch den ganzen 
furchtbaren Ernst des englischen Vernichtungswillens noch nicht erfaßte, so ging 
doch eine Ahnung durch das Volk, daß es auf Tod und Leben gestellt war. 
Das Verlangen nach einer deutschen Gegenaktion wurde immer drängender. 
Niemand hatte Verständnis dafür, daß Deutschland auf die Verwendung einer 
vom Feinde provozierten VDaffe verzichten sollte, die nach Ansicht der Marine 
von ungeheurer Gewichtigkeit sein würde. 
Den Ausschlag gab eine Anordnung der englischen Regierung, die den eng- 
tischen Handelsschiffen erlaubte und empfahl, unter neutraler Flagge zu fahren. 
Das war ein Meisterstück der Völkerrechtsverletzung und eine ungemeine pro- 
vokation der Neutralen. So versuchte man, die deutschen Unterseeboote irre- 
zumachen, den britischen Handel zu schützen und vor allem die deutsche Re- 
gierung in Konflikte mit den Neutralen zu verwickeln. Gut und Leben der 
Neutralen wurden mit kühler Berechnung in die englische Seekriegführung 
einbezogen. Der Entrüstungssturm in der 'Welt blieb aus. Er richtete sich, als 
die unvermeidlichen Folgen eines solchen Verfahrens eintraten, gegen — 
Deutschland. 
Die englische Regierung erließ ihre geheime Anordnung am 3). Ianuar 
1915. Am 4. Februar erklärte Deutschland die Gewässer um England ein- 
schließlich des Kanals zum Rriegs- und Blockadegebiet. Der neutralen Schiff- 
fahrt wurde der TDeg nördlich um England empfohlen. Vom 16. Februar an, 
hieß es, werde jedes im Sperrgebiet angetroffene feindliche Handelsschiff ver- 
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