Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Graf Spee, den Untergang seines Geschwaders mit Sicherheit voraus- 
sehend, hat schon am 14. August den kleinen Rreuzer „Emden" unter dem Rom- 
mando des Korvettenkapitäns von Müller aus dem Geschwaderverbande ent- 
lassen. Die „Emden" soll auf eigene Faust Rreuzerkrieg führen und den feind- 
lichen Handel so gründlich wie möglich stören. 
Die Gage vom Fliegenden Holländer wird im Indischen Ozean lebendig. 
Bald versenkt die „Emden" einen russischen Dampfer in den japanischen Ge- 
wässern, bald erscheint sie im Meerbusen von Bengalen, bald ist sie vor 
Madras , bald bei Malakka. Bald landet sie ein Rommando, um an Land Zer- 
störungen vorzunehmen, bald versenkt sie ein Handelsschiff, bald schießt sie sich 
mit feindlichen Rreuzern herum, bald krachen ihre Granaten in die Öltanks der 
Häfen und verursachen riesige Brände. 
Der gesamte Handel stockt. Die Rapitäne der Handelsschiffe weigern sich, 
ohne Schutz auf See zu gehen. Die Speditionsfirmen wollen keine Güter mehr 
verfrachten. Die Versicherungsgesellschaften streiken. Engländer und Japaner 
schicken einen Rreuzer nach dem andern. Es gelingt nicht, diesen raschen Teufel 
zu fangen. Ein vorzüglicher Nachrichtendienst, der von aufgefangenen Funk- 
sprüchen und von den Vernehmungen der gekaperten Schiffsleute lebt, zeigt 
immer wieder das Loch, durch das man verschwinden kann. Die Schädigungen 
des feindlichen Handels gehen in die Millionen. 
Aber auch das kann nicht immer so weiter gehen. Am 9. November liegt 
die „Emden" vor den Rokos-Inseln, etwa tausend Kilometer südwestlich Su- 
matra. Vierzig Mann der Besatzung sind gelandet, um die englische Funk- 
station an Land zu zerstören. 
Zufall und Unglück wollen es, daß der englische Rreuzer „Sidney" daher¬ 
kommt. Das Gefecht beginnt. Die Geschütze der „Sidney" befolgen das gleiche 
Rezept, das später vor den Falkland-Inseln den Engländern zum Siege ver- 
half. Sie schießen die „Emden" aus der Entfernung zusammen. Brände brechen 
aus. Es ist vorbei. Die „Emden" wird niemandem mehr Schaden zufügen und 
niemanden mehr erschrecken. 
Rapitän von Müller läßt das brennende Schiff auf Strand laufen. Ein 
Teil der Besatzung fällt in die Hand der Engländer. 
Unterdessen weilt Rapitänleutnant von Mücke mit seinen vierzig Mann an 
Land und ist seelenruhig damit beschäftigt, die Funkstation zu zerstören. 
YDas ist das* Die „Emden" setzt sich plötzlich in Bewegung und geht in 
See* Hat sie ihr Landungskommando vergessen* 
Schon kommt der englischen Rreuzer in Sicht. Ohne helfen zu können, sieht 
Mücke mit seinen Leuten das Drama an. Das Schiff brennt und steuert fernab 
zum Lande. Den Rest können sie sich denken. 
Die Funkstation ist vernichtet. Sie hat gerade noch Zeit gehabt zu tele- 
graphieren: „Fremdes Schiff vor der Einfahrt." 
Mücke hält sich verborgen, bis die „Sidney" außer Sicht ist. Dann geht es 
zum Hafen hinab. Eine Nußschale von Segler liegt dort, längst abgetakelt. 
„Ayesha" heißt der Rahn und ist kaum mehr als hundert Tonnen groß. Aber 
was bedeutet das gegenüber der fabelhaften Tatsache, daß er noch schwimm* 
fähig ist? 
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