Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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oder zu verkaufen, sondern sie solchen Geistlichen/ welche das 
Ordinariat zur Seelsorge tauglich befunden, ordentlich zu ver¬ 
leihen. Geschahe das nicht, oder würden die Pfründen Leuten 
vergeben, welche zu einem geistlichen Amte unfähig erklärt 
worden, so stehe dem Bischöfe nach 6 Monaten bei den Lehen- 
schäften geistlicher, und nach 4 Monaten bei denen weltlicher Pa¬ 
trone das Verleihungsrecht zu, wobei ihn auch K. Ferdinand 
kräftig handzuhaben gedenke. Endlich mögen sich die Landleute 
keine Eingriffe in das Gut lebender oder verstorbener Geistli¬ 
chen erlauben, oder es gar einziehen, sondern es dahin auslie¬ 
fern, wohin es rechtlich gehört. Allein die Ausführung auch 
dieses Mandates scheiterte an der Opposition der Stände, 
welche gerade damals um so mehr zu fürchten war, als der 
große Suleiman nach der Vernichtungsschlacht bei Mohacz, 
Anstalten zu einem Heereszug machte, der Ungarn völlig un¬ 
terwerfen und Wien zum Sitze eines türkischen Statthalters 
machen sollte. Die Stände ob der Ens übergaben dem Lan¬ 
deshauptmann sogleich eine ziemlich drohende Vorstellung gegen 
das königliche Mandat mit der Bitte inne zu halten, wenn er 
von Passau um Execution sollte angegangen werden. 
Die Fortschritte aber, welche unter den Ständen die 
Grundsätze der Reformation schon gemacht hatten, bezeichnet 
eine Vorstellung des allgemeinen Landtages zu Jnsbruck im 
Anfange des Jahres 1532 gegen das obige Mandat Ferdinands. 
Nach einer Aufforderung, die Bischöfe dahin zu vermögen, 
»daß sie die Pfarren mit gelehrten Pfarrherrn und Predi¬ 
gern, die das klare Wort Gottes ohne allen menschlichen Zu¬ 
satz verkünden« bestellen*), wurden folgende Grundsätze gel¬ 
tend gemacht: a) Das Land besitzt das su5 lle non evocrmäo. 
*) K. Ferdinand, der allerdings auch gelehrte Pfarrherrn und 
Prediger gewünscht hatte, konnte in das Begehren der Stande 
in ihrem Sinne nicht eingehen, weßhalb auch Luther mit 
ihm sehr unzufrieden an Christoph Jörger schreibt: »Euer Kö¬ 
nig ist des Teufels Diener in solchen Sachen.« In der Folge 
verglich er ihn ohne weiteres mit Achaz, und prophezeite, daß 
es mit dem Könige, »der seine Hände voll unschuldigen Blu¬ 
tes macht und stärkt den Feind Christi, den Papst,« schlecht 
gehen werde. S. Luthers Briefe an Jörger, Hormayr Archiv, 
Jahrgang iüio S. 471.
	        
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