Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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cheS gestatten und thun, was zu andern Zeiten der Religion 
keine Gefahr gebracht hätte; damals aber auf ste sehr verderb¬ 
lich zurückwirkte. So gelang es hier den Ständen, die Vor¬ 
theile der Reformation für sich auszubeuten, wie in den Län¬ 
dern, wo sic von oben ausging, den Fürsten. 
Aus diesen Bestrebungen ging hervor ein Mandat ») F§r- 
dl'nand's, wodurch er mit Rath seiner Landleute die Anordnung 
trifft, daß Güter, welche von Adelichen an Geistliche übergin¬ 
gen , von Verwandten desselben Namens und Stammes wieder 
eingelös't werden können, bei dem Abgänge derselben aber von 
dem Landesfürsten selbst. Als Beweggrund dieser Maßregel wird 
angegeben, die Geistlichkeit habe durch Stiftungen oder An¬ 
kauf — weil sie am leichtesten bezahlen könne — sehr viele Gä¬ 
ter erworben, und damit den Adel in Armuth gebracht. •*) 
Das war offenbar ein feindlicher Schritt, und wie er ge¬ 
meint war, sollte sich bald genug zeigen. 
Um diese Zeit hatte allenthalben in Oesterreich das Luther¬ 
thum auf eine Weise um sich gegriffen, welche in hohem Grade 
beunruhigend war. 
Mehrere Landleute, namentlich Christoph Jörger von Tol¬ 
let, seine Mutter und Bartholomä von Starhemberg standen 
mit dem Reformator im Briefwechsel. Jenem sendete Luther ei¬ 
nen Prädicanten, Namens Michael Stiefel, *") einen Fanati¬ 
ker, der selbst in Sachsen seiner Prophezeiungen wegen in der 
Folge vertrieben wurde; diesen ermahnte er, für seine verstor¬ 
bene Gemali» keine Seelemneffen zu veranstalten, da derlei nur 
bloße Mönchserfindungen seyen. 
Die Lehre von der christlichen Freiheit, das unbedingte 
Verwerfen aller kirchlichen Auctorität, das maßlose Schmähen 
aller geistlichen und weltlichen Obrigkeiten, trug sehr bald seine 
Früchte. Die Bauern erhoben sich allenthalben, und nahmen 
auch für sich die verkündigte Freiheit in Anspruch. Ein furcht¬ 
barer Krieg erhob sich beinahe von einem Ende Deutschlands 
bis zum andern, in dem Ströme Blutes vergossen wurden. 
*) Am 14. Oktober 1524. 
•*) Codex Austriac. I. ZZY. 
***) Früher Augustiner-Mönch zu Eßlingen. Eine Lebensgeschichte die¬ 
ses Mannes findet man in Strobel's Neuen Beiträgen zur Li¬ 
teratur I. 5 U. ff.
	        
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