Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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re», keine Saldate» herein zu bringen, und gesagt hatte, daß 
man ihm in diesem Falle den Kops abschlagen soll, so waren 
doch in wenigen Tagen aus verschiedenen Wegen ihrer zoo am 
Pirn angekommen zur größten Plage des Thals. Aus dem 
Pirn wurde ein Blockhaus gebaut, Schanzen und Graben auf¬ 
geworfen , Felder und Wiesen, vorzüglich aber die Wälder ver¬ 
wüstet. Die Unterthanen seufzten, durch Quartier, Lieferun¬ 
gen , Fuhren und Handroboten entsetzlich gequält. Der Propst 
mußte daö Aufgebot in sein Lager stellen, wo Jörger Hochzei¬ 
ten und Feiertage hielt und schwelgte, oft besucht von kärnth- 
nerischen und steyerischen Edelleuten. 
Seine Leute, vorzüglich der Leibschütz Mangstein aus Hei¬ 
delberg, und sein Diener Paul Poschinger aus Ischl, erlaub¬ 
ten sich arge Schmähungen gegen K. Ferdinand und dessen Bru¬ 
der, Erzherzog Leopold. 
»Während dieser Zeit, da berührter Jörger mich zu unter¬ 
schiedlichen Malen besucht, und mit einander über Tisch con- 
versirt, hab ich ihue treuherzig vermahnt: Wer ihme doch zu 
diesem Krieg gerathen, derselb sey nit sein Freund, sondern ein 
Feind. Item warum er sich bei keiner Feindsgefahr also her¬ 
ein begebe, und meine Unterthanen von ihme und den Seini- 
gen so übel tractirt und geplagt werden? soll doch seiner Frau 
und Kinder gedenken, und seine Herrschaften in Acht nehmen — 
Gibt er mir zur Antwort , wie daß sich etliche Länder, sonder¬ 
lich dieses, so der Kaiser nur mit dem Schwert gewinnen muß, 
mit einander verbunden haben, und weichen, sonderlich er Jör¬ 
ger, von solcher Bündnuß durchaus keineswegs; er hab sein 
Weib und Kind Gott befohlen, seine Güter in Wind geschla¬ 
gen, und für seine Person woll er sein Leben für's Vaterland 
setzen. Ob ich ihm wohl von dem achten Capitel im Esaia, 
daß die Conföderation kein Bestand habe, solches zu lesen für¬ 
gesagt, hat er es doch nur für Schimpf gehalten. Gleichfalls 
meldete Hanns Christoph von Prag, auch ein böser Rebell, in 
meinem Zimmer gegen mir, daß allbereit schon das ganz Ens- 
thal, nämlich Rottemann, Liezen, Wolkenstein, Steinach, 
Neuhaus und Jrdning ihr eigen sey, und soll mich zu der Land¬ 
schaft halten, dann werde ich mit gar guter Ruhe seyn; wie 
er auch in meinem Stift die Officierdienste, welcher Pfleger, 
Kästner und Kellner seyn soll, ausgetheilt, item er und Abra¬ 
ham Cammerer etliche Höfe in meinem Gebiet, darunter er von 
Prag den Kremsmünsterischen Sebachhof sich zueignen wollen, 
der Cammerer aber meines Stifts Hof einen, Egglpichel ge¬ 
nannt , und also fortan.« 
Ein anderes Mal drang bei der Tafel der Propst wieder 
in Jörger, daß er des Tribulirens seiner armen Unterthanen 
ein Ende machen soll. Jörger gerieth in Hitze, und als der 
Propst auch einige Worte von schuldigem Gehorsame gegen den
	        
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