Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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{unbilligen mit den Gleichgesinnten anderer Länder sich zu stär¬ 
ken. Der Kaiser berief gegen die Mitte des Novembers die 
Stände Unterösterreichs zu einem Landtage nach Wien, um 
bei ihnen Hülfe zu suchen gegen die Böhmen, die das Land 
mit einem Einfall bedrohten. Mit den Berufenen erschienen 
auch Abgeordnete aus Oberösterreich, und statt Hülfe zu ge¬ 
währen, nahmen sie ihre Zuflucht zu dem so oft erprobten 
Mittel, sich trennend von den katholischen Ständen, vor aller 
Bewilligung gewisse Concessionen zu verlangen, auf die man 
vermöge der Capitulationö-Resolution ein Recht zu haben 
glaubte. 
Vergeblich verschwendete der Kaiser an sie die dringendste» 
Ermahnungen; auch der wirkliche Einfall der Böhmen unter 
dem Grafen Thurn konnte den harten Sinn der Stände nicht 
geschmeidiger machen. Gemeinschaftlich mit den Oberösterrei¬ 
chern beantworteten sie die Ermahnungen deS Kaisers mit einer 
in einem rauhen Hofmeisterischen Tone verfaßten Strafpredigt, 
ihm vorhaltend, daß er ohne Wissen und Willen der Stände 
den Krieg angefangen. 
Hätte man die Stände, die es allein treu meinen, zu 
Rath gezogen, so würden sie wohl Mittel zu gütlicher Aus¬ 
gleichung gefunden haben. Jetzt sey es zu spät, und Hülfe 
mögen leisten, welche Urheber des Krieges.* **)) Volk zu wer¬ 
ben, sey an sich mißlich, und könnte jetzt nur die Wirkung 
haben, daß die Böhmen noch eine größere Anzahl ihres Volkes 
herbeiziehen. Den Krieg fortzusetzen mache überhaupt die Er¬ 
schöpfung des Landes unmöglich. Doch aber, gleichsam in 
überfließender Großmuth, nöthigt sie der Gehorsam, die Liebe 
und Treue, womit sie dem Kaiser zugethan, ihm den einzig 
gedeihlichen Rath nicht vorzuenthalten, der darin besteht: 
t) Es soll ein Ausschuß wohl qualificirter Personen aus 
den Ständen die Böhmen der alten Freundschaft erinnern und 
von weitern Unternehmungen abmahnen; worauf dann 
2) ein allgemeiner Landtag, gebildet durch Abgeordnete 
aus alle» Landen des Kaisers, sich über einen allgemeinen 
Frieden verständigen wird.—) 
*) Unter dieser Phrase wird wohl K. Ferdinand vorzüglich ver¬ 
standen. 
**) Khevenhiller IX. 140, besser aber zu Wilhering.
	        
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