Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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Der kalte Grimm Tscheniembl'ö konnte selbst durch die Un¬ 
terzeichnung der Capitulations-Resolution (am 19. März 1609) 
nicht besänftigt werden, wie seine vor dem Könige am 25. März 
gehaltene Abschiedsrede zeigt, worin er ihm zu Gemüthe führt: 
Es handle sich nun um Ausführung des Verheißenen, worauf 
Ungarn, Böhmen, Mahren und daS Reich, mit dessen Für¬ 
sten die evangelischen Stände bereits in Corrcspondenz stehen 
und verbleiben wollen, ihr Augenmerk richten. Die Stände 
haben immer den K. Matthias zum Landesfürsten gewünscht, 
was daraus ersichtlich, daß sie sich ihres größeren Vortheiles 
nicht bedient, und sich mit keinem andern Herren als Landes¬ 
fürsten eingelassen haben. 
Um aber ja den errungenen Sieg und die Schmach, welche 
in dieser ganzen Sache auf K. Matthias war gehäuft worden, 
vor der ganzen Welt kund zu geben, ließen die Stände Ober- 
österreich's die ganze Verhandlung gedruckt in die Welt gehen.*) 
Zu Linz wurde die Huldigung aufgenommen am 21. Mai 
1609. Matthias mußte versprechen die Bestätigung der alten 
und neuen Privilegien, der Union und der Pactaten mit Un- 
tcrösterreich und den andern conföderirten Ländern, auch der 
Correspondenz mit den Fürsten und Kurfürsten des Reichs, in¬ 
sonderheit aber der Capitulations-Resolution. 
ES war nun der ständischen Opposition, die sich unter dem 
Deckmantel der Religion vereinigt hatte, der vollständige Sieg 
über die landeöfürstliche Macht gelungen, das Ziel der kühn¬ 
sten Forderungen erreicht. Es kam, wie Tschernembl richtig 
werde bewilligen, und dem androhenden Falle der schönen öster¬ 
reichischen Länder vorkommen. 
1 Ein andermal: Der Kaiser hat der Reformation wegen seine 
Länder verloren, dem Könige könnte es auch so gehen. Je län¬ 
ger er zaudert, desto schwieriger wird die Sache, denn die Stän¬ 
de zu Horn suchen Unionen und Correspondenzen mit 
der ganzen Welt, und haben überall Abgesandte, 
und was sie indessen schließen, ist nicht mehr zu ändern. 
Kömmt es zum Kriege, so werden die Prälaten und Geistlichen 
ihre ersten Leute seyn, und werde ihnen schwerlich anders gehen, 
als wie es mit Ausrottung des ganzen geistlichen 
Standes in Böhmen vor Jahren her gegangen. 
*) Relation der Unter - vnd Oberösterreich. Euangel. Stände Abge¬ 
sandten nach Wien re. Gedruckt 1610.
	        
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