Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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gnade wohl vor allen Andern hätte treffen müssen, gebrauchte 
der Erzherzog in einem Geschäfte, welches großes Vertrauen in 
die Geschicklichkeit, den Muth und die Treue seines Hofcaplans 
voraussetzt. 
Durch offenes Patent vom 18. December 1588 gebot der 
Erzherzog jedem, der darum angegangen würde, dem Abbte 
von Wilhering Beistand zu leisten bei der Festnehmung des 
Schulmeisters von Sierning, der sich in der Walkmühle auf¬ 
halten soll, und des abtrünnigen Caplanö, durch deren Auf- 
hetzung der Sierninger- Aufruhr veranlaßt worden sey. Dem 
Abbte selbst war noch insbesondere die größte Stille empfohlen, 
damit die politischen Stände die Sache nicht merken; — denn 
damals durfte der Landesfürst das Strafamt in gewissen Fällen 
nur verkleidet üben. Dem Abbte glückte es, den Schulmeister, 
Franz Rottenhofer, zu fangen, worüber ihm der Erzherzog 
seine Zufriedenheit bezeugte, und ihm neuerdings dringend die 
Verhaftung des Prädicanten an's Herz legte. *) 
Alle angewandte Behutsamkeit konnte indessen nicht ver¬ 
hüten, daß die politischen Stände die Sache nicht erfuhren, 
was natürlich ihren Haß gegen den Abbt auf's höchste steigerte 
und sie antrieb, einen Mann, in dem sie den talentvollsten 
und kräftigsten Gegner gewahrten, zu ermüden, oder sich sei¬ 
Schuld der Aufstande zu Sierning und Weyer den Prälaten zu¬ 
schieben, und nicht undeutlich merken ließ, daß ihm die Anstifter 
derselben wohl bekannt seyen. 
*) Der Pfarrer zu Sierning, Johann von Tattenback, Domherr 
von Passau, ersuchte den Abbt, mit der Execution gegen den 
Prädicanten nur noch 14 Tage zu warten, bis er seine »lieben 
Bücher« aus dem Pfarrhofe gebracht habe. 
Unter Vermittlung einer Commission von 4 Personen, deren 
drei Protestanten waren, wurde endlich am 31. Jänner 1590 
ein Vertrag zwischen dem Pfarrer und der Psarrgemeinde Sier¬ 
ning geschlossen, worin ersterer versprechen mußte, in der Reli¬ 
gion niemand zu beschweren, als Virar entweder den Pfarrer 
von EnS oder Amstetten anzustellen, dem die Gemeinde in Ver¬ 
richtung des Gottesdienstes keinen Eintrag thun wolle. Ferner 
verzichtete er auf die Dienste, Zehente rc. vom Jahre 1588 , wel¬ 
che die Pfarrleute eingezogen haben, wogegen die Einkünfte des 
Jahres i5S9 ihm ausbezahlt werden sollen. 
Solche FriedenSbedingnisse waren allerdings sehr einladend zu 
einem neuen Versuche.
	        
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