Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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darf kein Prälat gegen einen abtrünnigen Pfarrer mehr etwas 
vornehmen, weil darüber Tumult entstehen könnte, der unter 
dem Vorwände der Religionsfache ihm würde zur Last gelegt 
werden! Keinen seiner Unterthanen bestrafen, welche sich nicht 
bloß das Recht, nach Belieben zu glauben, sondern auch nach 
Belieben zu handeln, an masten, weil unter dem Vorwände der 
Religion ein Tumult entstehen könnte! Je mehr man dem Volke 
Schwanken und Nachgiebigkeit entgegensetzt, desto hartnäckiger 
wird es, wie die zeitherige Erfahrung gelehrt hat. *) 
Abbt Alexander von Wilhering, von nun an der Mittel¬ 
punkt aller Verhandlungen des Prälatenstandeö, ermuthigte 
die Niedergeschlagenen: »Man ist im Rechte; darum darf man 
sich nicht so leichten Kaufes überwältigen lassen; Zusammen¬ 
halten thut vor allein Noth, nur in der festen Vereinigung be¬ 
steht auch die Stärke der Gegner.« 
Wirklich standen von dieser Zeit an die Prälaten des Lan¬ 
des fest zusammen, und kämpften für ihre Rechte mit der be¬ 
harrlichsten Ausdauer, nachdem ihnen endlich klar geworden, 
daß man im Nachgeben, einem Gegner gegenüber, der alles 
will, dem alle Mittel zum Zwecke gleichgültig sind, kein 
Heil zu finden sey, und daß man das Recht wohl beugen, aber 
nicht brechen könne, wofern man fest an demselben halte. 
Seine Standesgenoffen zum Bewußtseyn dieser Grundsätze 
gebracht zu haben, ist das große Verdienst des Abbtes von Wil¬ 
hering. 
Offenbar war übrigens der sonderbare Bescheid des Erz¬ 
herzogs nur darauf berechnet, die Stände zur Bewilligung der 
Forderungen, welche ihnen im bevorstehenden Landtage vorgelegt 
werden mußten, geneigter zu machen. Durch Anerkennung der 
durch die Prälaten ausgeführten Maßregeln fürchtete man, »den 
Landtag zu verderben.« Auf keinen Fall war es so übel ge¬ 
meint. **) Den Abbt von Wilhering namentlich, den die Un¬ 
*) Auf eine drohende Schrift der Stände unter der Ens an den Erz¬ 
herzog Ernst beschloß man im Rathe, gar keine Antwort zu er- 
theilen, unter andern deshalb, weil, »je mehr man sich mit 
Standen einlaß, je mehr suchen und scrupuliren sie.« Kheven- 
hiller Hl. 703. 
**) Am 74 Juli 15«» erließ der Erzherzog ein Rescript an die politi¬ 
schen Stände, worin ec ihnen mit Ernst verwies, daß sie die
	        
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